Informationsmanagement mit BIM, Teil 3
Zunächst kann eine Sichtprüfung im BIM-Viewer des CDE erfolgen. Solche hochwertigen BIM-Viewer stehen auf der Pflichtliste der CDE-Funktionen.
Aber der Prüfer will möglicherweise gewohnte Prüfwerkzeuge wie z. B. den SOLIBRI Model Checker einsetzen. Dazu braucht ein CDE Schnittstellen, über die solche externen Werkzeuge eingebunden werden können. Zum Konzept offener CDE-Schnittstellen mehr im Teil 2 der DIN SPEC.
Kommen wir zum nächsten Schritt, dem CDE-Anwendungsfall modellbasierte kooperative Fehlerbehebung.
Aus einer Prüfung geht ein Fehlerreport hervor. Von Vorteil sind hier offene Formate, vorzugsweise das BIM Collaboration Format (BCF). Der Fehlerreport wird an die Fachplaner zurückgespielt. Sie können sich die Fehler direkt im CDE anschauen, falls ihr CDE über einen BCF-fähigen BIM Viewer verfügt.
Das könnte dann beispielsweise so aussehen:
Im CDE liegt die Fehlerliste (linke Seite im Bild), die als BCF vom Prüfwerkzeug zurückkommt. Klickt man einen Fehler an, fliegt man an die 3D-Kameraposition im Modell und sieht, was da los ist. Als BIM-Koordinator kann man von dort zum Beispiel einen kollaborativen Fehlerbehebungsprozess auf dem CDE initiieren, der einen kollaborativen, kontrollierten Prozess der modellbasierten kooperativen Fehlerbehebung anstößt. Es folgen dann wieder aktualisierte Modelllieferungen seitens der Fachplaner an den Prüfer und Wiederholungen dieser Art, bis zum Schluss Tragwerks-, TGA- und Elektro-Fachmodelle fehlerfrei aufeinander abgestimmt sind.
Wie gut, dass man auf einem CDE nicht alle Versionen und Zwischenschritte manuell kontrollieren muss. Das Informationsmanagement und das Dokumentenmanagement des CDE erledigen das für uns. Und zwar für sämtliche Anwendungsfälle und hunderte oder tausende von Modellen, Dokumenten usw. in allen Projektphasen.
Die drei Fachmodelle können nun für die nächsten Anwendungen freigegeben werden. Auch dieser Freigabeprozess wird in der DIN SPEC detailliert erläutert.
Wir sehen im obigen Bild den Verlauf des Bearbeitungsstatus’ im Einklang mit der DIN EN ISO 19650, vom Status „In Bearbeitung“ über „Geteilt“ bis zum Status „Freigegeben“. Ein BIM-Koordinator hat so stets den Überblick, in welchem Zustand der Bearbeitung sich die Informationslieferungen befinden, und kann bei Verzögerungen eingreifen.
Soweit zum Informationsmanagement auf einem CDE und der kollaborativen Erzeugung von Informationen. Weitere Anwendungsfall-Beispiele findet man in Teil 1 der DIN SPEC.
CDE-Anwendungsfälle sind die Bausteine zur Umsetzung weiterer BIM-Anwendungsfälle im CDE. Eigene BIM-Anwendungsfälle können daher aus den CDE-Anwendungsfällen als Grundbausteine zusammengestellt werden.
Module und Funktionsgruppen eines CDE
Aber das ist noch lange nicht alles, was die DIN SPEC zum Thema CDE zu sagen hat.
Ein CDE ist ein komplexes System mit modularem Aufbau. Jedes Modul wird mit seinen speziellen Funktionen und spezifische Anforderungen beschrieben. Auch der verloren geglaubte Begriff einer Single Source of Information wird wieder erläutert.
Begleitend zum Teil 1 der DIN SPEC gibt es die Funktionsliste. Sie listet mehr als 200 CDE-Funktionen auf und enthält eine Kurzbeschreibung aller CDE-Funktionen, CDE-Anwendungsfälle und CDE-Module, vom Workflow Management über das Datenmanagement und die Projektadministration bis zur digitalen Infrastruktur eines CDE. Diese Funktionsliste schafft Vergleichbarkeit zwischen CDE-Produkten und unterstützt damit auch CDE-Ausschreibungen.
Schauen wir mal in den Bereich modellbasierte kooperative Fehlerbehebung, den wir eben im Beispiel kennengelernt haben. Welche Funktionalität muss ein CDE hier bieten?
Wir sehen kurz zusammengefasst die funktionalen Eigenschaften zur Lieferqualität, auch die zu unterstützenden Dateiformate, aber auch die Fähigkeit eines CDE, Lieferfristen zu kontrollieren. Weiter unten dann im Bereich Modellprüfung verschiedene Koordinations-Workflows wie z. B. den zur Modellkoordination und weiter zur Plan- und Dokumentenprüfung, denn auch ein BIM-Projekt besteht ja nicht nur aus Modellen.
Einige Funktionen sind als optional gekennzeichnet (Spalten ganz rechts). Manche Funktionen werden also als nicht zwingend erforderlich eingestuft. Das gibt Anhaltspunkte, z. B. bei Ausschreibungen, was möglich oder gar sinnvoll seinen könnte, was aber nicht alle CDE-Anbieter zur Verfügung stellen müssen, um als DIN SPEC-konformes CDE zu gelten.
CDE und Sicherheit
Schauen wir noch auf das besonders wichtige Thema CDE und Sicherheit. Welche Anforderungen stellt hier die DIN SPEC? Zum einen geht es um die Sicherheit von Informationen, die im CDE abgelegt sind, zum anderen um die Robustheit und Betriebssicherheit der technischen und digitalen Infrastruktur. Auch hierauf geht die DIN SPEC im Detail ein, nennt Anforderungen zur Gebäudesicherheit der Rechenzentren, zu Maßnahmen für die Sicherheit der Daten im CDE und weiteren wichtigen Punkten.
Fazit
Die DIN SPEC ist ein kleines Handbuch für das praktische CDE-Informationsmanagement geworden. Sie erklärt die praktische Umsetzung des Building Information Managements, beschreibt konkrete CDE-Funktionen und -Anforderungen sowie die praktische Umsetzung.
Die weltweit führende Normungs- und Standardisierungsorganisation BSI (British Standards Institution) hat die DIN SPEC in ihr BSI Kitemark Zertifikat für BIM Compliant Software aufgenommen und erste Produkte zertifiziert. Die BSI-Zertifizierung von CDEs prüft also auch die Konformität von CDE-Produkten gegenüber der DIN SPEC 91391. Damit hat die DIN SPEC bereits weltweite Relevanz bekommen.
Begleitend zum Teil 1 der DIN SPEC gibt es die Funktionsliste mit über 200 CDE-Funktionen. Sie unterstützt bei CDE-Ausschreibungen und Anbietervergleichen.
Kostenloser Download der DIN SPEC 91391: Hier klicken