buildingSMART

Einführung

buildingSMART ist eine weltweit führende, gemeinnützige Organisation, die sich der Digitalisierung und Optimierung der Bauindustrie verschrieben hat. Ursprünglich 1995 unter dem Namen „International Alliance for Interoperability“ (IAI) gegründet, hat sich buildingSMART zum Ziel gesetzt, durch die Entwicklung und Förderung offener, herstellerunabhängiger Datenstandards die Effizienz und Zusammenarbeit in der Bauwirtschaft zu steigern. Dies erfolgt insbesondere durch die Einführung von Standards für das Building Information Modeling (BIM), einer Methode, die digitale Modelle zur Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Bauprojekten nutzt.

Historischer Hintergrund und Entwicklung

Die Gründung von buildingSMART resultierte aus einer dringenden Notwendigkeit in der Bauindustrie: Die verschiedenen, oft proprietären Softwaresysteme mussten interoperabel gemacht werden, um den Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Anwendungen und Beteiligten zu ermöglichen. Dieses Ziel wurde durch die Schaffung offener Standards erreicht, die sicherstellen, dass Daten und Informationen aus BIM-Modellen über verschiedene Softwarelösungen hinweg genutzt werden können.

Seit ihrer Gründung hat sich buildingSMART von einer Allianz einzelner Unternehmen zu einer globalen Bewegung entwickelt, die von führenden Akteuren der Bauindustrie, Softwareentwicklern und Regierungsorganisationen unterstützt wird. Die Organisation spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und Verbreitung internationaler Standards, die nicht nur die Interoperabilität, sondern auch die Qualität und Genauigkeit von Bauinformationen verbessern.

Kernstandards von buildingSMART

Die Arbeit von buildingSMART dreht sich maßgeblich um die Entwicklung und Implementierung von vier zentralen Standards, die die Bauindustrie weltweit prägen:

Industry Foundation Classes (IFC)

IFC ist ein offenes Datenmodell, das speziell für den Informationsaustausch in der Bauindustrie entwickelt wurde. Es ermöglicht die standardisierte Repräsentation von Gebäude- und Infrastrukturmodellen und dient als gemeinsame Sprache zwischen unterschiedlichen BIM-Softwarelösungen. IFC unterstützt dabei, Bauinformationen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks – von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb und Abriss – zu integrieren und zugänglich zu machen.

Open BIM Collaboration Format (BCF)

BCF ist ein Kommunikationsformat, das es ermöglicht, spezifische Probleme und Fragen innerhalb eines BIM-Modells zu markieren und zwischen Projektbeteiligten auszutauschen. Es verbessert die Zusammenarbeit und das Management von Projekten erheblich, da es eine strukturierte und nachvollziehbare Kommunikation sicherstellt, ohne dass dabei die zugrundeliegenden BIM-Daten verändert werden.

buildingSMART Data Dictionary (bsDD)

Das bsDD ist eine zentrale Datenbank, die Begriffe und Definitionen für die Bauindustrie bereitstellt. Es sorgt für eine einheitliche Terminologie und fördert so die Konsistenz und Genauigkeit im Informationsaustausch. Der bsDD unterstützt dabei, dass alle Beteiligten eines Bauprojekts dieselben Begriffe verwenden und verstehen, unabhängig von ihrem geografischen Standort oder ihrer Fachdisziplin.

Information Delivery Manual (IDM)

Das IDM definiert die notwendigen Informationsanforderungen für verschiedene Phasen eines Bauprojekts und stellt sicher, dass die richtigen Informationen zur richtigen Zeit bereitgestellt werden. Dies ist entscheidend, um Verzögerungen zu vermeiden und die Effizienz des Bauprozesses zu maximieren. Das IDM bietet eine klare Struktur für den Informationsfluss und hilft dabei, Missverständnisse und Informationslücken zu vermeiden.

Die globale Rolle von buildingSMART

buildingSMART ist in vielen Ländern rund um den Globus vertreten und arbeitet eng mit lokalen Partnern zusammen, um die Umsetzung und Einhaltung seiner Standards zu fördern. Zu den prominentesten Ländern mit aktiven buildingSMART-Kapiteln gehören Deutschland, die USA, Großbritannien und Australien. Diese nationalen und regionalen Kapitel spielen eine entscheidende Rolle bei der Anpassung der internationalen Standards an lokale Gegebenheiten und bieten Schulungen, Zertifizierungen sowie andere Ressourcen für die Bauindustrie an.

Bildung und Zertifizierung

Ein zentraler Aspekt der Arbeit von buildingSMART ist die Weiterbildung und Zertifizierung von Fachleuten in der Bauindustrie. Das buildingSMART Professional Certification Programm bietet eine strukturierte Möglichkeit für Fachleute, ihr Wissen in den Grundlagen von BIM und den spezifischen Standards von buildingSMART nachzuweisen. Diese Zertifizierungen sind weltweit anerkannt und stellen einen wichtigen Qualifikationsnachweis dar, der den beruflichen Aufstieg und die internationale Mobilität fördert.

Vorteile der Implementierung von buildingSMART-Standards

Die Implementierung der von buildingSMART entwickelten Standards bietet zahlreiche Vorteile für die Bauindustrie:

  • Effizienzsteigerung: Durch die Harmonisierung der Datenformate können Projektbeteiligte effizienter arbeiten, da redundante Arbeitsschritte vermieden und Kommunikationsprozesse verbessert werden.
  • Kostenreduktion: Fehler in der Planungs- und Bauphase, die zu teuren Nachbesserungen führen könnten, können durch den Einsatz präziser und konsistenter Datenmodelle minimiert werden.
  • Risikominimierung: Standardisierte Datenformate verringern das Risiko von Informationsverlusten und Missverständnissen, insbesondere bei der Übergabe von Informationen zwischen verschiedenen Softwareplattformen oder Projektphasen.
  • Verbesserung der Zusammenarbeit: Offene Standards erleichtern die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen und geografischen Standorten, was besonders bei internationalen Bauprojekten von Vorteil ist.

Veranstaltungen und Community-Engagement

buildingSMART organisiert regelmäßig Veranstaltungen, darunter internationale Konferenzen, Workshops und Webinare, die sich mit den neuesten Entwicklungen und Best Practices in der Bauindustrie beschäftigen. Diese Veranstaltungen bieten hervorragende Gelegenheiten zum Networking und Wissensaustausch und tragen zur Weiterentwicklung der Standards bei.

Zukünftige Herausforderungen und Chancen

Die Digitalisierung in der Bauindustrie schreitet unaufhaltsam voran, und mit ihr die Herausforderungen, denen sich buildingSMART und die Bauindustrie insgesamt stellen müssen. Die Integration neuer Technologien wie künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge (IoT) und maschinelles Lernen in den Bauprozess erfordert kontinuierliche Anpassungen der bestehenden Standards und möglicherweise die Entwicklung neuer. Gleichzeitig bieten diese Technologien enorme Chancen, die Effizienz und Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft weiter zu steigern.

Fazit

buildingSMART ist eine zentrale Kraft bei der digitalen Transformation der Bauindustrie. Durch die Förderung offener und interoperabler Standards trägt die Organisation dazu bei, dass Bauprojekte effizienter, kostengünstiger und kollaborativer werden. Die Arbeit von buildingSMART stellt sicher, dass die Bauindustrie nicht nur für die Herausforderungen von heute, sondern auch für die von morgen gerüstet ist. Mit ihren Bemühungen um Bildung, Zertifizierung und die Entwicklung neuer Standards bietet buildingSMART der globalen Bauwirtschaft die Werkzeuge, die notwendig sind, um den Bauprozess grundlegend zu verändern und zu verbessern.

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