Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung (AVA)

Einführung in AVA

Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (AVA) sind zentrale Prozesse im Bauwesen, die den Übergang von der Planung eines Bauprojekts zur tatsächlichen Umsetzung regeln. Diese drei Phasen sorgen dafür, dass das Bauvorhaben von der ersten Leistungsbeschreibung bis zur endgültigen Abrechnung effizient, transparent und kosteneffektiv durchgeführt wird. Sie bilden das Rückgrat der Bauprojektabwicklung und sind eng mit den Leistungsphasen 6, 7 und 8 der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) verknüpft.

1. Ausschreibung

Die Ausschreibung ist der erste Schritt im AVA-Prozess und beginnt, nachdem die Planungsphase weitgehend abgeschlossen ist. Sie umfasst die detaillierte Beschreibung der auszuführenden Bauleistungen, die durch die Ausschreibungsunterlagen klar definiert werden. Diese Unterlagen bestehen in der Regel aus einer Leistungsbeschreibung, den Plänen, technischen Spezifikationen und vertraglichen Regelungen.

Die Hauptaufgabe der Ausschreibung besteht darin, den Markt über das geplante Bauvorhaben zu informieren und qualifizierte Bauunternehmen zur Angebotsabgabe aufzufordern. Dies geschieht in der Regel durch eine öffentliche oder beschränkte Ausschreibung. Die öffentliche Ausschreibung ist hierbei der transparenteste Weg, da sie jedem interessierten Unternehmen die Teilnahme ermöglicht. Die beschränkte Ausschreibung hingegen richtet sich nur an eine ausgewählte Gruppe von Unternehmen, die aufgrund ihrer Fachkenntnisse und Erfahrung eingeladen werden.

Wesentlich für die Ausschreibung ist die Erstellung einer präzisen Leistungsbeschreibung, die nicht nur die Menge und Qualität der geforderten Leistungen definiert, sondern auch potenzielle Risiken und Besonderheiten des Projekts berücksichtigt. Diese Beschreibung bildet die Grundlage für die Angebotskalkulation der ausführenden Unternehmen und hat somit direkten Einfluss auf die spätere Kostenentwicklung des Projekts.

2. Vergabe

Nach Abschluss der Ausschreibung folgt die Vergabephase. In dieser Phase werden die eingegangenen Angebote sorgfältig geprüft und bewertet. Die Vergabeentscheidung basiert dabei nicht ausschließlich auf dem Preis, sondern auch auf qualitativen Kriterien wie der Zuverlässigkeit, Fachkunde und Leistungsfähigkeit des Anbieters. Ziel ist es, den optimalen Auftragnehmer zu finden, der das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.

Die Vergabe selbst erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst werden die Angebote auf ihre formale und inhaltliche Richtigkeit geprüft. Anschließend erfolgt eine Wertung der Angebote, bei der wirtschaftliche und technische Gesichtspunkte abgewogen werden. Oft werden hier Nachverhandlungen geführt, um Unklarheiten zu beseitigen oder spezifische Anpassungen vorzunehmen.

Ein entscheidendes Element der Vergabephase ist die Vertragsgestaltung. Der Bauvertrag legt alle wesentlichen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen fest und regelt das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Zu den zentralen Vertragsinhalten gehören unter anderem der Leistungsumfang, die Vergütung, Fristen, Haftung sowie Regelungen für Änderungen und Nachträge. Die Vertragsverhandlungen sind ein sensibler Prozess, der oft intensive Gespräche erfordert, um sowohl die Interessen des Auftraggebers als auch die des Auftragnehmers zu wahren.

3. Abrechnung

Die Abrechnung bildet den abschließenden Teil des AVA-Prozesses. Sie beginnt nach der Fertigstellung der Bauleistungen und umfasst die detaillierte Erfassung und Überprüfung aller erbrachten Leistungen sowie die daraus resultierende Vergütung. Diese Phase ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass der Auftragnehmer angemessen bezahlt wird und der Auftraggeber eine transparente und nachvollziehbare Kostenaufstellung erhält.

Die Abrechnung erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst werden die erbrachten Leistungen dokumentiert und mit den vertraglich vereinbarten Leistungen abgeglichen. Hierbei werden eventuell auftretende Abweichungen, wie etwa Nachträge oder zusätzliche Leistungen, berücksichtigt und in die Abrechnung einbezogen. Anschließend wird die Schlussrechnung erstellt, die alle geleisteten Zahlungen sowie eventuelle Abschlagszahlungen und Sicherheiten berücksichtigt.

Ein wichtiges Instrument der Abrechnung ist das sogenannte Aufmaß, bei dem die tatsächlich erbrachten Mengen und Leistungen ermittelt werden. Das Aufmaß dient als Basis für die Rechnungsstellung und muss daher sorgfältig und präzise durchgeführt werden. Fehler in dieser Phase können zu erheblichen finanziellen Verlusten führen und rechtliche Auseinandersetzungen nach sich ziehen.

AVA im Kontext der HOAI-Leistungsphasen

Die AVA-Prozesse sind eng mit den Leistungsphasen 6, 7 und 8 der HOAI verbunden:

  • Leistungsphase 6: Vorbereitung der Vergabe
    In dieser Phase werden die Ausschreibungsunterlagen vorbereitet, die Leistungsverzeichnisse erstellt und die Leistungsbeschreibung definiert. Ziel ist es, eine umfassende und klare Ausschreibungsbasis zu schaffen, die den Markt anspricht und vergleichbare Angebote ermöglicht.
  • Leistungsphase 7: Mitwirkung bei der Vergabe
    Diese Phase umfasst die Prüfung und Bewertung der Angebote sowie die Vorbereitung der Vergabeentscheidung. Zudem erfolgt die Unterstützung des Auftraggebers bei Vertragsverhandlungen und Vertragsabschlüssen.
  • Leistungsphase 8: Objektüberwachung (Bauüberwachung)
    Hier wird die Ausführung der Bauleistungen überwacht und die erbrachten Leistungen werden für die Abrechnung erfasst. Die Überwachung stellt sicher, dass die Bauleistungen gemäß den vertraglichen Vereinbarungen ausgeführt werden und dass etwaige Mängel frühzeitig erkannt und behoben werden.

Bedeutung und Herausforderungen der AVA

Die AVA-Prozesse sind von großer Bedeutung für den Erfolg eines Bauprojekts. Sie sichern eine transparente und faire Vergabe, gewährleisten eine präzise Kostenkontrolle und sorgen für die fristgerechte Fertigstellung des Bauvorhabens. Gleichzeitig stellen sie hohe Anforderungen an alle Beteiligten, da sie fundierte Fachkenntnisse, Erfahrung und Sorgfalt erfordern.

Herausforderungen in der AVA können unter anderem durch unvollständige oder missverständliche Ausschreibungsunterlagen, unklare Vertragsbedingungen oder fehlerhafte Abrechnungen entstehen. Solche Probleme können zu Verzögerungen, Mehrkosten oder rechtlichen Auseinandersetzungen führen. Daher ist es essenziell, die AVA-Prozesse sorgfältig zu planen und durchzuführen, um Risiken zu minimieren und den Projekterfolg zu sichern.

Fazit

Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (AVA) sind essenzielle Bausteine im Bauwesen, die sicherstellen, dass ein Bauprojekt von der Planung bis zur Fertigstellung effizient und transparent abgewickelt wird. Durch eine präzise Ausschreibung, eine sorgfältige Vergabeentscheidung und eine korrekte Abrechnung können Bauprojekte erfolgreich abgeschlossen werden, ohne dass es zu unerwarteten Kosten oder Verzögerungen kommt. Die AVA-Prozesse erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten und ein hohes Maß an Professionalität, um den Erfolg eines Bauprojekts sicherzustellen.

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