Gemeinsame Datenumgebungen (CDE) für BIM-Projekte – Funktionen und offener Datenaustausch zwischen Plattformen unterschiedlicher Hersteller – Teil 1: Module und Funktionen einer Gemeinsamen Datenumgebung; mit digitalem Anhang
Einführung in DIN SPEC 91391-1
Die DIN SPEC 91391-1 ist eine spezifische Norm, die sich mit den Anforderungen an eine Gemeinsame Datenumgebung (CDE, Common Data Environment) im Kontext von Building Information Modeling (BIM) befasst. Diese Norm stellt den ersten Teil einer umfassenderen DIN SPEC-Reihe dar, die das Ziel verfolgt, standardisierte Grundlagen für den Datenaustausch und die Funktionalitäten in BIM-Projekten zu schaffen.
Ziele und Bedeutung der DIN SPEC 91391-1
Die DIN SPEC 91391-1 wurde entwickelt, um die Anforderungen an eine CDE zu präzisieren, wobei sie sich auf die in DIN EN ISO 19650-1, Abschnitt 12, genannten technischen und organisatorischen Grundprinzipien stützt. Diese Norm ist besonders wichtig, weil sie es ermöglicht, die Funktionalitäten von CDEs verschiedener Anbieter miteinander zu vergleichen und damit eine fundierte Entscheidung hinsichtlich der Auswahl einer geeigneten Plattform für BIM-Projekte zu treffen.
Module und Funktionen einer Gemeinsamen Datenumgebung
Eine CDE spielt eine zentrale Rolle in BIM-Projekten, da sie als zentrales Repository für alle relevanten Projektinformationen dient. Die DIN SPEC 91391-1 definiert daher verschiedene Funktionsgruppen, die für den Betrieb einer CDE unerlässlich sind. Diese Funktionsgruppen umfassen unter anderem:
- Datenmanagement: Dies umfasst die Verwaltung und Speicherung von Projektinformationen, wobei insbesondere die Konsistenz und Nachverfolgbarkeit der Daten sichergestellt werden müssen.
- Zugriffsrechte und Berechtigungen: Eine klare Definition von Benutzerrollen und -rechten ist essentiell, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen auf bestimmte Daten zugreifen können.
- Versionierung und Historisierung: Diese Funktionalität ermöglicht es, Änderungen an Dokumenten und Modellen nachzuvollziehen, indem ältere Versionen archiviert und jederzeit abrufbar gemacht werden.
- Kollaborationswerkzeuge: Um eine effiziente Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren eines Projekts zu gewährleisten, bietet eine CDE Werkzeuge für die Kommunikation und Koordination.
- Schnittstellen zu anderen Systemen: Die Fähigkeit, Daten zwischen verschiedenen Plattformen auszutauschen, ist ein weiterer kritischer Aspekt, der in der DIN SPEC 91391-1 behandelt wird. Dies ermöglicht eine nahtlose Integration der CDE in die bestehende IT-Infrastruktur eines Unternehmens.
Verpflichtende und optionale Funktionen
Die DIN SPEC 91391-1 unterteilt die Funktionen einer CDE in verpflichtende und optionale Funktionen, je nach deren Bedeutung für die Umsetzung der genannten Anforderungen. Die verpflichtenden Funktionen stellen die Mindestanforderungen dar, die jede CDE erfüllen muss, um den technischen und organisatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Die optionalen Funktionen bieten zusätzliche Möglichkeiten, die je nach Projektanforderungen sinnvoll sein können, aber nicht zwingend erforderlich sind.
Nutzen der DIN SPEC 91391-1 für Anwender und Auftraggeber
Für Auftraggeber und Anwender bietet die DIN SPEC 91391-1 eine wertvolle Orientierungshilfe bei der Auswahl und Bewertung von CDEs. Durch die klare Definition der erforderlichen Funktionen und deren Unterteilung in verpflichtende und optionale Elemente wird eine transparente Basis für den Vergleich verschiedener CDEs geschaffen. Dies erleichtert es, eine Plattform auszuwählen, die den spezifischen Anforderungen eines Projekts entspricht.
Integration in den Lebenszyklus eines Bauwerks
Die DIN SPEC 91391-1 konzentriert sich auf die Planungs- und Bauphasen eines Bauwerks, berücksichtigt aber auch den Übergang in den Betrieb. Dies bedeutet, dass die Norm nicht nur für die Erstellungsphase eines Bauwerks relevant ist, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Übergabe der Daten an den Betreiber spielt. Diese Datenübergabe, oft als „Handover to Operation“ bezeichnet, ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle relevanten Informationen für den langfristigen Betrieb und die Wartung des Bauwerks verfügbar sind.
Bezug zur DIN EN ISO 19650-1
Ein wesentlicher Bezugspunkt der DIN SPEC 91391-1 ist die DIN EN ISO 19650-1, welche die allgemeinen Grundsätze des Informationsmanagements im Bauwesen definiert. Die DIN SPEC 91391-1 erweitert diese Prinzipien, indem sie spezifische funktionale Anforderungen an CDEs formuliert. Dies erleichtert die praktische Umsetzung der ISO 19650-1-Anforderungen in BIM-Projekten und unterstützt die Standardisierung des Informationsaustauschs.
Digitaler Anhang zur DIN SPEC 91391-1
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der DIN SPEC 91391-1 ist der digitale Anhang, der zusätzliche Informationen und Hilfsmittel bereitstellt, um die Anwendung der Norm zu erleichtern. Dieser Anhang enthält unter anderem Checklisten, Beispielkonfigurationen und weiterführende Erläuterungen zu den einzelnen Funktionsgruppen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Norm nicht nur theoretisch verstanden, sondern auch in der Praxis effektiv angewendet werden kann.
Fazit
Die DIN SPEC 91391-1 stellt einen wichtigen Baustein in der Entwicklung und Standardisierung von BIM-Projekten dar. Durch die detaillierte Definition von funktionalen Anforderungen an eine Gemeinsame Datenumgebung unterstützt sie Auftraggeber und Anwender dabei, geeignete Plattformen auszuwählen und effizient zu nutzen. Gleichzeitig fördert sie den offenen Datenaustausch zwischen verschiedenen Systemen und Plattformen, was eine nahtlose Zusammenarbeit in BIM-Projekten ermöglicht.
Ausgabedatum: 2019-04
Herausgeber: Beuth Verlag GmbH