• 19. Jan 2024
  • Heinz Kölzer

Arbeitsmarktrelevanz der Weiterbildung in BIM

Symbolbild Arbeitsmarkt

Die folgende Darstellung ist einmal aus Arbeitgeberperspektive, aber zusätzlich auch aus Sicht der Arbeitnehmer auf den Arbeitsmarkt – unabhängig vom aktuellen Arbeitgeber – aufgebaut.

Vorbemerkungen

  1. Die BIM-Weiterbildung bei der AGT Akademie wurde von buildingSMART zertifiziert. Die AGT Akademie zählt damit zu den offiziellen Schulungspartnern von buildingSMART. Das bedeutet, dass alle von den Schulungsteilnehmern erworbenen BIM-Zertifikate dem Professional Certification Program von buildingSMART unterliegen und weltweit gültig sind.
  2. Die AGT Akademie wird nach Abschluss der aktuell laufenden AZAV-Zertifizierung BIM-Weiterbildungen gemäß Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung [AZAV] des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales anbieten. Damit ist die AGT eines der ganz wenigen Unternehmen in Deutschland, die zusätzlich zur weltweit gültigen Zertifizierung über buildingSMART von der Arbeitsagentur geförderte BIM-Weiterbildungsmaßnahmen für arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer anbieten können. Darüber hinaus ist von der AGT auch eine Unterstützung der Arbeitgeber bei Fördermaßnahmen für die BIM-Weiterbildung ihrer Mitarbeiter möglich.
  3. Die AGT Akademie differenziert das Schulungsmaterial für die einzelnen Berufsgruppen. Ein Elektriker oder Heizungstechniker verfügt über andere Vorkenntnisse und berufliche Erfahrungen mit BIM als ein Architekt oder Fachplaner. Diese speziellen Anforderungen an das Schulungsmaterial werden bisher bei kaum einem anderen Anbieter von BIM-Weiterbildungen berücksichtigt. Mit dem auf Berufsgruppen zugeschnittenen Angebot erhöhen wir die Qualität der BIM-Weiterbildung erheblich und sichern uns ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.
  4. Alle BIM-Schulungsinhalte sind auf dem AGT-Server der Lernplattform Moodle verfügbar. Damit stellen wir sicher, dass die Weiterbildung beispielsweise bei der Wiederkehr einer Pandemie (mit Ausnahme der praktischen Ausbildungsanteile) sofort auf komplette Online-Kurse umgestellt werden kann. Auch der kurzfristige krankheitsbedingte Ausfall eines Dozenten stellt kein Problem dar, weil das Schulungsmaterial von anderen Dozenten verwendet werden kann. Ebenso ist eine sprunghaft steigende Zahl von BIM-Weiterbildungsteilnehmern ohne Komplikationen leistbar, da die Schulungsinhalte nicht gedruckt oder anderweitig vervielfältigt werden müssen.

Strukturwandel und Transformation

  • Der allgemeine Digitalisierungsgrad in der Baubranche hängt sowohl im nationalen Branchenvergleich als auch im internationalen Vergleich weit zurück.
  • BIM als Kooperations- und Kollaborationsplattform für sämtliche Beteiligte am Bauprozess ist die Voraussetzung für die Digitalisierung im Bauwesen.
  • IPA [Integrierte Projektabwicklung] ist die Voraussetzung für einen BIM-Einsatz über alle Schritte der Prozesskette Bauwerkserstellung und -betrieb unter Einbeziehung sämtlicher Nutzerrollen, skalierbar bis herunter zu kleinen Bauvorhaben und kleinen Unternehmen auch aus dem Handwerks- und Bauausführungsbereich.
  • Nachhaltigkeit: Zunehmende Regulation des Treibhausgasausstoßes und der Ökobilanz von Baustoffen und Produkten erfordert eine digitale Erfassung und ggf. Simulation.
  • ESG-Richtlinien: Die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung [englisch: Environment, Social, Governance = ESG] werden bei Investitionsentscheidungen immer wichtiger. Deshalb ist das ESG-Rating ein wichtiges Bewertungsinstrument. Belastbare Informationen können vorwiegend aus BIM geliefert werden.

Die Produktivität in der Bauindustrie ist geprägt von langjährigem Nullwachstum. Dies bedeutet, dass Bauleistungen im Vergleich zur generellen Produktivitätsentwicklung immer teurer werden. Gleichzeitig wird der Fachkräftemangel durch ineffiziente Prozesse und eine hohe Pfuschquote verschärft.

Produktivitätsentwicklung in der Bauindustrie
Produktivitätsentwicklung in der Bauindustrie im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe (Bildnachweis: Auf den Punkt gebracht. Produktivität im Bau(haupt-)gewerbe – ein statistischer Befund.)

Ein erster Schritt zur Weckung des kollektiven Branchenbewusstseins war der Stufenplan Digitales Planen und Bauen des früheren Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI, jetzt Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), vom 15.12.2015.

Nach einer Phase der Entwicklung und Nutzung von BIM ausschließlich für sehr große Projekte und Baubeteiligte hat maßgeblich der vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) zusammen mit dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) veröffentlichte Masterplan BIM für Bundesbauten vom September 2021 den Weg geebnet, um die Notwendigkeit der Verwendung von BIM einer kritischen Masse von Betroffenen nahezubringen. Dies geschah insbesondere durch die Festlegung verbindlicher Termine für die stufenweise Einführung bis zum Jahr 2027, verbunden mit einer Bagatellgrenze unterhalb von Einfamilienhauskategorien (0,5 Mio. Euro).

Hilfreich dabei war die eher unerfreuliche Entwicklung der Baubranche in den vergangenen Monaten. Sie hat dazu geführt, dass auch Baubeteiligte, die ihre „Weiter so!“-Position freiwillig nie aufgegeben hätten, sich angesichts der Einbußen in ihren Kernmärkten um Bundesaufträge bemühen und dabei erfahren, dass sie ohne den Nachweis von BIM-Kenntnissen nicht mehr an Ausschreibungen teilnehmen dürfen.

Zielbild BIM für Bundesbauten
Zielbild BIM für Bundesbauten – verbindliche Einführung von BIM für Bundesbauten (Bildnachweis: Masterplan BIM – Erläuterungsbericht)

Digitalisierung

Im Gegensatz zu anderen volkswirtschaftlich und gesellschaftlich ähnlich relevanten Branchen existiert im Bauwesen bei fast allen Beteiligten eine sehr kleinteilige und heterogene Struktur. Digitalisierung wird schon bei elementaren Anforderungen wie einer gesetzeskonformen Arbeitszeiterfassung oder einer durchgängigen Dokumentation von abgearbeiteten Aufträgen zum Problem. Erst recht ist die Erfüllung und Dokumentation von Fachaufgaben weit entfernt von den Möglichkeiten, die die Digitalisierung inzwischen bietet. Nach eigener Erfahrung sind nur ca. 30 Prozent der Fachingenieure, 10 Prozent der Architekturbüros und eine marginale Zahl von privaten und insbesondere öffentlichen Auftraggebern und von Bauausführenden und Bauwerksbetreibenden in der Lage, die Digitalisierung zu nutzen. Von offenen Standards ist man noch weiter entfernt. Open BIM ist der Schlüssel zur Lösung einer großen Zahl dieser Probleme in einem definierbaren Umfeld.

Fachkräftemangel

Neben dem generellen Fachkräftemangel in allen Branchen, aber verstärkt in der Baubranche, wirken sich mehrere Faktoren verstärkend aus:

  • Die extreme Veränderung der Anforderungen durch (gesetzliche) Vorgaben zur Energieeinsparung, zur regenerativen Energieerzeugung, zum Brandschutz, Schallschutz, Regenwassermanagement und durch äußere Einflüsse wie den Klimawandel, verbunden mit notwendigen Maßnahmen zum Hochwasser- und sonstigen Katastrophenschutz, erfordern Qualifikationen, die bisher in der Branche nicht oder nicht annähernd in der notwendigen Komplexität vorhanden sind.
  • Das politische Ziel, zwei Prozent des Gebäudebestands pro Jahr zu sanieren, ist nicht annähernd zu erreichen, solange qualifizierte Anbieter fehlen. Bisher mündet das zusätzlich in eine Situation, die für Neubau und Bauen im Bestand eine Pfuschquote von rund 30 Prozent produziert und damit der Volkswirtschaft einen jährlichen Schaden von weit mehr als 100 Mrd. Euro zufügt (Quelle: Institut für Bauforschung e. V: Analyse der Entwicklung der Bauschäden und der Bauschadenkosten, 2015)
  • Speziell gegenüber den Ausführenden hat das gesellschaftliche Klima der vergangenen Jahrzehnte zu einem Mangel an Wertschätzung geführt. Als Reaktion hat das bei einem Großteil der Handelnden die Bereitschaft zu (eigen)verantwortlichem Handeln mit Ansprüchen an die eigene und umgebende Qualität oder zur Eigeninitiative extrem reduziert.

Fachorganisationen wie beispielsweise buildingSMART entwickeln zukünftige Qualifikationsstandards bewusst vage, damit sie auch für andere Vorqualifikationen offen stehen, z. B. (Wirtschafts-)Informatiker. Der Mangel, dass dieser Personenkreis keine Ahnung vom Bau hat, wird bewusst in Kauf genommen, weil man um den dramatischen Fachkräftemangel an der Schnittstelle von Bau, Wirtschaft und Informatik weiß. Umso wichtiger scheint es, dass man den existierenden Fachkräften in allen Bereichen und Qualifikationsebenen eine Qualifikationsbrücke bauen muss, d. h., ein so fein wie möglich differenziertes Qualifikationssystem.

Überlegung aus Arbeitgebersicht

Ohne nachgewiesene BIM-Kenntnisse sind Aufträge für Bundesbauten – und zunehmend auch für Bauten weiterer öffentlicher und privater Auftraggeber – nicht mehr erreichbar. Darüber hinaus erfordert ein wirtschaftlicher Einsatz von BIM die Anwendung der Methode nicht nur durch einzelne Personen im Unternehmen, sondern innerhalb der kompletten Organisation. Nur auf diese Weise lassen sich Mehrfachaufwendungen durch die parallele Anwendung von konventionellen und BIM-Methoden und daraus resultierende Einbußen bei den Ergebnissen vermeiden.

Umgekehrt stärkt der durchgängige Einsatz von BIM die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Neben möglichen Einsparpotenzialen bei Kosten, Energie und Material bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität werden eigene Ressourcen durch Produktivitätsgewinn und Minimierung von Planungs- und Baufehlern effizienter einsetzbar. Das bedeutet, dass die vorhandenen Mitarbeiter mehr Umsatz generieren und dabei die Reklamationsquoten senken. Für den Ruf des Unternehmens wirkt sich das positiv aus – nicht zuletzt als Instrument der Mitarbeitergewinnung und -bindung.

Überlegung aus Arbeitnehmersicht

Basis für die Gestaltung des Unterrichtsmaterials und für die Durchführung der Weiterbildung ist die Erfahrung, dass ein Nutzen für das Unternehmen nicht ausreicht, um die Motivation für eine Weiterbildung in völlig neuen Bereichen zu wecken und über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Es muss immer ein individueller Nutzen für jeden einzelnen Teilnehmer sichtbar gemacht werden.

Qualifikation bedeutet Wertschätzung. Insbesondere dann, wenn die Integrierte Projektabwicklung (IPA) Bestandteil der Weiterbildung für sämtliche Baubeteiligte ist, lässt sich der Gedanke an alle Beteiligten transportieren, dass Erfolge nur gemeinsam möglich sind, nicht gegeneinander. Damit verbunden ist eine Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und des Sicherheitsgefühls in Bezug auf den Arbeitsplatz.

Der Einsatz von BIM erfordert von allen Berufsgruppen zusätzlich ein vertieftes Wissen über Projektmanagementtools und -methoden, da die auch in IPA begründete, konzentrierte Zusammenarbeit der Projektteilnehmenden essenziell ist. Der Umgang mit modernen Projektmanagementmethoden ist in einer Zeit, in der immer mehr unternehmerische Aufgaben in Projekten organisiert werden, eine besonders zukunftsrelevante und universell einsetzbare Fähigkeit (Quelle: Projektifizierung der Gesellschaft in Deutschland – Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse einer Studie).

Teilqualifikationen wie Drohnenflug oder der Einsatz von Virtual Reality bzw. Augmented Reality für Planungen, Baubesprechungen und die laufende Aktualisierung des Digitalen Bauwerkszwillings sind nicht nur für eine lückenlose Modellbildung und -nutzung erforderlich. Sie können auch einen Spaßfaktor für den Teilnehmer bedeuten. In jedem Fall wird die persönliche Bedeutung der handelnden Individuen gestärkt und damit die eigene und die wahrgenommene Wertschätzung erhöht.

Falls ein Wechsel des Arbeitsplatzes erforderlich sein sollte, werden über den Nachweis der zertifizierten BIM-Qualifikation die Vermittlung erleichtert und die Chance auf eine qualifizierte und entsprechend gut bezahlte Position signifikant verbessert.

Wirtschaftlichkeit der Maßnahme

Beim Bildungsanbieter AGT Akademie wird ein mehrstufiges Konzept zur Vermeidung unnötiger Inhalte und damit verbundener Weiterbildungszeiten und -kosten installiert. Grundsätzlich findet eine persönliche Eingangsprüfung zur Feststellung der Ausgangssituation statt. Neben der oben genannten Forderung besteht das Ziel darin, nicht die oberen 10 Prozent im Vorbildungsspektrum wegen Langeweile und die unteren 20 Prozent wegen Überforderung zu verlieren. Mit einem passgenauen Einstieg sollen eine gewisse Homogenität im jeweiligen Kurs erreicht und begleitend dazu personenbezogen unterstützende Inhalte online zur Verfügung gestellt werden.

Der zeitliche und inhaltliche Umfang der Weiterbildung wird pro Teilnehmer nach den jeweiligen Unternehmenszielen in Kombination mit den persönlichen Teilnehmerzielen im Regelfall zwischen 200 und 700 Unterrichtseinheiten betragen und nach Möglichkeit alle relevanten personenbezogenen Zertifikate enthalten, insbesondere

  • buildingSMART Foundation (Basiszertifikat, weltweit gültig)
  • buildingSMART Practitioner (für Fortgeschrittene; weltweit gültiges Zertifikat für die Nutzerrollen BIM-Manager und/oder BIM Koordinator, weitere bei Verfügbarkeit)
  • Drohnenflugzertifikat AZAV und Drohnenführerschein(e)
  • Projektmanagement IPMA [International Project Management Association] oder GPM [Gesellschaft für Projektmanagement] in der benötigten Stufe und Granulierung
  • Nutzerrollen- und fachgebietsspezifische interne Zertifikate und AZAV-Zertifikat, z. B. für VR/AR-Anwendungen, Erstellung eines Digitalen Zwillings, Branchendeutsch als Fachsprache usw.

Bei entsprechender Einstufung kann der Zeitbedarf auch verringert werden. Unterhalb von 120 Stunden fällt die Person aus der Förderung, aber es gibt auch jetzt schon Selbstzahler. In Einzelfällen kann der Zeitbedarf höher ausfallen, damit das ganze Unternehmen BIM-fit wird, auch wenn die Zahl der Mitarbeiter die Verteilung von Kompetenzen nicht auf eine große Anzahl von Personen zulässt. In diesen Fällen wird ein begründeter Einzelantrag gestellt.


Bildnachweis für Aufmacherbild: Lazy_Bear/stock.adobe.com

Symbolbild Arbeitsmarkt

Autor

Heinz Kölzer

Heinz Kölzer ist Geschäftsführer der AGT Akademie für Gestaltung und Technologie GmbH

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