Asset Information Model (AIM)

Definition und Bedeutung

Das Asset Information Model (AIM), im Deutschen oft als Liegenschafts-Informationsmodell (LIM) bezeichnet, spielt eine zentrale Rolle in der Bauwerksdatenmodellierung (Building Information Modeling, BIM). Während BIM häufig mit der Planung und Konstruktion von Gebäuden assoziiert wird, setzt das AIM genau dort an, wo der Bauprozess endet: in der Betriebsphase eines Gebäudes oder einer Infrastruktur. Es handelt sich um ein umfassendes digitales Modell, das alle relevanten Daten und Informationen eines Bauwerks während seiner Nutzungsdauer bündelt und für den Betrieb, die Instandhaltung und das Facility Management verwendet wird.

Entstehung und Übergang vom PIM zum AIM

Das AIM entsteht durch die Überführung des Projekt-Informationsmodells (PIM) in ein langfristig genutztes Datenmodell. Während das PIM alle Informationen enthält, die während der Planungs- und Bauphase eines Projekts erzeugt werden, stellt das AIM eine spezialisierte Weiterentwicklung dar. Bei der Inbetriebnahme eines Gebäudes wird das PIM in das AIM überführt, wobei spezifische Daten und Informationen aus dem Bauprozess gefiltert, verfeinert und an die Anforderungen der Betriebsphase angepasst werden.

Dieser Übergang markiert einen wichtigen Schritt, da sich der Fokus von der Errichtung des Bauwerks hin zu dessen Verwaltung und Wartung verlagert. Dabei ist das AIM nicht nur eine statische Sammlung von Daten, sondern ein dynamisches Modell, das während der gesamten Lebensdauer eines Gebäudes aktualisiert und gepflegt wird.

Inhalte und Struktur des AIM

Das Asset Information Model enthält eine breite Palette an Informationen, die für den Betrieb eines Gebäudes unerlässlich sind. Diese Daten umfassen unter anderem:

  • Geometrische Daten: 3D-Modelle und Pläne des Bauwerks, die die physische Struktur und die räumliche Anordnung der verschiedenen Bauelemente abbilden.
  • Technische Daten: Informationen zu verbauten Materialien, Bauverfahren, und technischen Systemen wie Heizung, Lüftung, Klima (HVAC) sowie elektrische Anlagen.
  • Wartungsdaten: Daten zu Wartungsintervallen, Serviceterminen und Betriebsanleitungen, die für die Instandhaltung und den Betrieb des Gebäudes erforderlich sind.
  • Betriebsdaten: Informationen zu Energieverbrauch, Wassernutzung und anderen Betriebsparametern, die zur Optimierung der Betriebseffizienz genutzt werden können.
  • Sicherheitsinformationen: Daten zu Brandschutz, Notfallplänen, und Evakuierungswegen, die für die Sicherheit von Gebäuden und deren Nutzern entscheidend sind.

Diese umfassende Datenstruktur ermöglicht es Facility Managern, Eigentümern und Betreibern, fundierte Entscheidungen zu treffen, die den langfristigen Wert und die Funktionalität des Bauwerks sicherstellen.

Rolle und Nutzen des AIM in der Betriebsphase

Das AIM dient in der Betriebsphase als zentrales Referenzmodell, das sämtliche Informationen des Bauwerks in einer konsistenten und zugänglichen Form bereitstellt. Es bildet die Grundlage für zahlreiche Prozesse und Entscheidungen, die während der Nutzungsdauer eines Gebäudes getroffen werden müssen. Zu den wichtigsten Anwendungsbereichen gehören:

  • Facility Management: Durch das AIM können Facility Manager auf alle relevanten Informationen zugreifen, um Wartungsarbeiten zu planen, Reparaturen zu koordinieren und den Betrieb effizient zu gestalten.
  • Instandhaltung und Reparaturen: Das AIM liefert detaillierte Informationen über die verbauten Materialien und Systeme, was die Durchführung von Reparaturen und Wartungsarbeiten erleichtert und eine präzise Dokumentation ermöglicht.
  • Optimierung des Betriebs: Betreiber können das AIM nutzen, um den Energieverbrauch und andere Betriebsparameter zu überwachen und zu optimieren, was zur Kostensenkung und zur Steigerung der Betriebseffizienz beiträgt.
  • Sicherheit und Risikomanagement: Durch den Zugriff auf aktuelle Sicherheitsinformationen können Betreiber und Sicherheitsbeauftragte schnell auf Notfälle reagieren und präventive Maßnahmen zur Risikominderung ergreifen.
  • Lebenszyklusmanagement: Das AIM ermöglicht eine langfristige Planung und Optimierung über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks hinweg. Entscheidungen über Renovierungen, Umbauten oder den Rückbau können auf Grundlage genauer Daten getroffen werden.

Datenintegration und Interoperabilität

Ein wesentliches Merkmal des AIM ist seine Fähigkeit zur Integration und Interoperabilität mit anderen Systemen und Technologien. Moderne Gebäude und Infrastrukturen sind zunehmend mit einer Vielzahl von Sensoren und smarten Technologien ausgestattet, die kontinuierlich Daten generieren. Das AIM kann diese Daten integrieren, was eine Echtzeitüberwachung und -steuerung ermöglicht. Zudem ist es in der Lage, mit anderen Softwarelösungen zu interagieren, etwa mit CAFM-Systemen (Computer-Aided Facility Management) oder Building Management Systems (BMS), was eine nahtlose Datenkommunikation und Prozesssteuerung erlaubt.

Herausforderungen und Best Practices

Die Implementierung eines AIM erfordert eine sorgfältige Planung und strategische Überlegungen. Einige der Herausforderungen umfassen:

  • Datenqualität und -pflege: Die Genauigkeit und Vollständigkeit der Daten im AIM sind entscheidend für dessen Nutzen. Es ist daher wichtig, klare Prozesse zur Datenpflege und -aktualisierung zu etablieren.
  • Schulung und Kompetenzaufbau: Nutzer des AIM, insbesondere Facility Manager und technische Betreiber, müssen entsprechend geschult werden, um die Vorteile des Modells voll ausschöpfen zu können.
  • Integration mit bestehenden Systemen: Die nahtlose Integration des AIM in bestehende IT-Infrastrukturen und Managementsysteme kann komplex sein und erfordert häufig maßgeschneiderte Lösungen.
  • Datensicherheit: Da das AIM sensible Informationen über die Infrastruktur und den Betrieb von Gebäuden enthält, ist der Schutz dieser Daten vor unbefugtem Zugriff von zentraler Bedeutung.

Zu den Best Practices gehört die frühzeitige Einbindung von Facility Managern und Betreibern in den BIM-Prozess, um sicherzustellen, dass das AIM ihre Anforderungen erfüllt. Außerdem sollte ein kontinuierlicher Dialog zwischen den Projektbeteiligten während der gesamten Lebensdauer des Bauwerks gepflegt werden, um sicherzustellen, dass das AIM stets aktuell und relevant bleibt.

Fazit: Der Mehrwert des AIM

Das Asset Information Model (AIM) repräsentiert den nächsten Schritt in der digitalen Transformation des Bauwesens. Es ermöglicht nicht nur eine effizientere Verwaltung und Wartung von Gebäuden, sondern auch eine tiefere Einsicht in deren Betrieb und langfristige Entwicklung. Durch die Integration von Echtzeitdaten und die Interoperabilität mit anderen Systemen bietet das AIM eine Plattform für eine umfassende und nachhaltige Gebäudeverwaltung, die den Anforderungen der modernen Zeit gerecht wird.

In einer zunehmend vernetzten und datengesteuerten Welt wird das AIM zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Facility Manager, Betreiber und Eigentümer, die ihre Immobilien effizient und zukunftsorientiert verwalten möchten.

Nach oben scrollen