Asset Information Requirements (AIR)

Definition

Im Kontext von Building Information Modeling (BIM) und dem Lebenszyklus eines Bauwerks ist die präzise und strukturierte Informationsverwaltung entscheidend. Ein zentraler Begriff in diesem Zusammenhang ist „Asset Information Requirements“ (AIR), auf Deutsch als „Liegenschafts-Informationsanforderungen“ (LIA) bezeichnet. AIR stellt sicher, dass die für den Betrieb, die Instandhaltung und die Verwaltung einer Liegenschaft erforderlichen Informationen klar definiert, erfasst und bereitgestellt werden. Dieser Eintrag beleuchtet die Bedeutung, die Bestandteile sowie die Umsetzung von AIR innerhalb eines BIM-Prozesses.

Bedeutung von Asset Information Requirements (AIR)

Asset Information Requirements (AIR) spielen eine essenzielle Rolle in der digitalen Transformation des Bauwesens, indem sie sicherstellen, dass die benötigten Informationen für den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks systematisch definiert und gesammelt werden. AIR gibt vor, welche Informationen zu welchem Zeitpunkt und in welchem Format während der Bauwerksplanung, -ausführung und -nutzung bereitgestellt werden müssen. Dadurch wird gewährleistet, dass die notwendigen Daten für den Betrieb und die Instandhaltung des Bauwerks verfügbar und zugänglich sind.

Die Bedeutung von AIR liegt darin, dass diese Anforderungen eine Brücke zwischen der Bauphase und dem Betrieb eines Bauwerks schlagen. Sie bieten eine Grundlage für fundierte Entscheidungen, fördern die Effizienz der Betriebsprozesse und tragen letztendlich zur Wertsteigerung des Assets über seine gesamte Lebensdauer bei. Dies ist besonders relevant in einer Zeit, in der nachhaltiges Bauen und die Optimierung der Betriebskosten zunehmend in den Vordergrund rücken.

Bestandteile der Asset Information Requirements

AIR besteht aus verschiedenen Komponenten, die sicherstellen, dass alle relevanten Informationen für das Facility Management und die langfristige Nutzung einer Liegenschaft erfasst werden. Die wichtigsten Bestandteile von AIR umfassen:

  • Informationszweck (Purpose of Information): Dies definiert, warum bestimmte Informationen benötigt werden. Der Zweck kann von der Betriebsführung über Instandhaltungsmaßnahmen bis hin zu zukünftigen Modernisierungen reichen. Eine klare Definition des Informationszwecks ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die gesammelten Daten relevant und nützlich sind.
  • Informationsanforderungen (Information Requirements): Hierbei handelt es sich um eine detaillierte Auflistung der benötigten Daten, wie z.B. geometrische Daten, Materialeigenschaften, technische Spezifikationen, Wartungshistorie oder betriebliche Anforderungen. Diese Anforderungen können je nach Bauwerk und Nutzung stark variieren.
  • Datenformate und Strukturen (Data Formats and Structures): Die Festlegung der Formate und Strukturen, in denen die Informationen geliefert werden sollen, ist ein weiterer kritischer Aspekt von AIR. Dies umfasst beispielsweise die Wahl von Dateiformaten, die Nutzung von Datenbanken oder die Integration in bestehende Facility Management Systeme.
  • Verantwortlichkeiten (Responsibilities): AIR legt fest, wer für die Bereitstellung der jeweiligen Informationen verantwortlich ist. Dies können unterschiedliche Parteien wie Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen oder Facility Manager sein. Die klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten ist entscheidend für den reibungslosen Informationsfluss.
  • Zeitliche Rahmenbedingungen (Timeframes): AIR spezifiziert auch, zu welchem Zeitpunkt welche Informationen bereitgestellt werden müssen. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle relevanten Daten rechtzeitig vorliegen, insbesondere für die Übergabe von der Bau- zur Betriebsphase.
  • Qualitätsanforderungen (Quality Requirements): Schließlich beinhalten AIR auch Anforderungen an die Qualität der gelieferten Informationen, wie etwa die Genauigkeit, Vollständigkeit und Konsistenz der Daten.

Umsetzung von Asset Information Requirements in BIM-Prozessen

Die Umsetzung von AIR innerhalb eines BIM-Prozesses erfordert eine sorgfältige Planung und Abstimmung zwischen allen Beteiligten. Im Folgenden werden die wichtigsten Schritte zur Implementierung von AIR in einem Bauprojekt beschrieben:

  • Definition der AIR in der frühen Projektphase: Der erste Schritt besteht darin, die Asset Information Requirements bereits in der Planungsphase des Projekts zu definieren. Dies sollte in enger Abstimmung mit allen relevanten Stakeholdern geschehen, um sicherzustellen, dass alle betrieblichen und langfristigen Anforderungen berücksichtigt werden.
  • Integration in den BIM-Abwicklungsplan (BEP): Die AIR sollten in den BIM-Abwicklungsplan (BIM Execution Plan, BEP) integriert werden, um sicherzustellen, dass sie während des gesamten Projekts berücksichtigt und umgesetzt werden. Der BEP dient als zentrales Steuerungsinstrument für die BIM-Prozesse und enthält alle relevanten Informationen und Anforderungen.
  • Koordination und Kommunikation: Ein wesentlicher Aspekt der erfolgreichen Umsetzung von AIR ist die kontinuierliche Koordination und Kommunikation zwischen den verschiedenen Projektbeteiligten. Dies beinhaltet regelmäßige Meetings, klare Kommunikationswege und die Nutzung von gemeinsamen Datenumgebungen (Common Data Environment, CDE).
  • Überwachung und Kontrolle: Die Einhaltung der AIR sollte regelmäßig überwacht und kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Informationen termingerecht und in der gewünschten Qualität bereitgestellt werden. Dies kann durch regelmäßige Audits und Reviews geschehen.
  • Übergabe und Integration in das Facility Management: Ein entscheidender Moment in jedem Bauprojekt ist die Übergabe des Bauwerks an den Betreiber. Hier spielen AIR eine zentrale Rolle, da sie sicherstellen, dass alle relevanten Informationen in einer strukturierten und nutzbaren Form vorliegen und in die Facility Management Systeme integriert werden können.

Herausforderungen und Best Practices

Die Umsetzung von AIR kann in der Praxis mit verschiedenen Herausforderungen verbunden sein. Eine der häufigsten Schwierigkeiten besteht darin, dass die Informationsanforderungen nicht klar definiert oder unvollständig sind, was zu Informationslücken oder redundanten Daten führen kann. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass die beteiligten Parteien nicht ausreichend in den BIM-Prozess integriert sind, was die Koordination und den Informationsaustausch erschwert.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben sich einige Best Practices etabliert:

  • Frühzeitige Einbindung aller Stakeholder: Die frühzeitige und umfassende Einbindung aller relevanten Stakeholder in die Definition und Umsetzung der AIR ist entscheidend für den Projekterfolg.
  • Nutzung von Standards und Vorlagen: Die Anwendung von anerkannten Standards und Vorlagen, wie beispielsweise ISO 19650, kann dazu beitragen, die Qualität und Konsistenz der Informationen zu gewährleisten.
  • Regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen: Um sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Anforderungen und Prozesse rund um AIR verstehen und umsetzen können, sind regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen empfehlenswert.

Fazit

Asset Information Requirements (AIR) oder Liegenschafts-Informationsanforderungen (LIA) sind ein zentraler Bestandteil eines erfolgreichen BIM-Prozesses. Sie stellen sicher, dass alle für den Betrieb und die Verwaltung eines Bauwerks erforderlichen Informationen klar definiert und strukturiert bereitgestellt werden. Durch die sorgfältige Planung und Umsetzung von AIR können Effizienzsteigerungen erzielt, die Betriebskosten gesenkt und die Lebensdauer eines Bauwerks verlängert werden. Um diese Vorteile voll auszuschöpfen, ist es jedoch entscheidend, dass die AIR frühzeitig und in enger Abstimmung mit allen Projektbeteiligten definiert und umgesetzt werden.

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