DIN EN ISO 12006-2 (Klassifizierung im Bauwesen)

Hochbau – Organisation des Austausches von Informationen über die Durchführung von Hoch- und Tiefbauten – Teil 2: Struktur für die Klassifizierung

Einführung in DIN EN ISO 12006-2

Die DIN EN ISO 12006-2 ist eine international anerkannte Norm, die eine Struktur für die Klassifizierung von Daten in der gebauten Umwelt definiert. Diese Norm spielt eine entscheidende Rolle im Bereich des Hoch- und Tiefbaus, da sie eine standardisierte Methode zur Organisation und Klassifizierung von Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks bietet. Von der Planung über die Konstruktion bis hin zur Instandhaltung und letztlich dem Abriss eines Bauwerks – diese Norm stellt sicher, dass alle beteiligten Parteien auf einheitliche und systematische Weise miteinander kommunizieren können.

Anwendungsbereich der DIN EN ISO 12006-2

Die DIN EN ISO 12006-2 findet Anwendung in zahlreichen Bereichen des Bauwesens, einschließlich Hochbau, Tiefbau und den damit verbundenen ingenieurtechnischen Dienstleistungen. Die Norm bietet eine Struktur, die es ermöglicht, Klassifizierungssysteme zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der verschiedenen Phasen des Bauwerkslebenszyklus zugeschnitten sind. Hierzu zählen unter anderem:

  • Projektbeschreibung: Die Norm unterstützt bei der genauen Definition der Anforderungen und Spezifikationen eines Bauprojekts, wodurch eine klare Kommunikationsbasis geschaffen wird.
  • Bemessung und Konstruktion: Sie hilft, die technischen Aspekte eines Bauwerks zu klassifizieren und zu organisieren, was die Effizienz in der Entwurfs- und Konstruktionsphase erhöht.
  • Dokumentation: Die Struktur ermöglicht eine systematische Erfassung und Verwaltung aller projektrelevanten Dokumente, die im Laufe der Bauphase entstehen.
  • Betrieb und Instandhaltung: Auch während der Nutzung eines Bauwerks bietet die Norm eine Grundlage für die Organisation und Klassifizierung von Wartungs- und Betriebsdaten.
  • Abriss: Schließlich stellt die Norm sicher, dass auch beim Abriss eines Bauwerks alle relevanten Daten systematisch erfasst und klassifiziert werden können.

Struktur und Inhalt der DIN EN ISO 12006-2

Die DIN EN ISO 12006-2 bietet eine Reihe von empfohlenen Überschriften und Tabellen, die dazu dienen, verschiedene Datenobjektklassen nach spezifischen Aspekten wie Form oder Funktion zu klassifizieren. Diese Klassifizierung erfolgt auf verschiedenen Ebenen, um die unterschiedlichen Elemente eines Bauwerks systematisch zu erfassen und zu organisieren. Die Norm beschreibt auch die Beziehungen zwischen den Objektklassen, indem sie diese als Teil eines hierarchischen Systems darstellt, das aus Hauptsystemen und Untersystemen besteht.

Ein Beispiel hierfür wäre ein Gebäudedatenmodell, in dem die verschiedenen Bauelemente wie Wände, Türen, Fenster oder Installationen in einem geordneten und strukturierten System klassifiziert sind. Dadurch wird nicht nur die Planung und Konstruktion eines Gebäudes vereinfacht, sondern auch der spätere Betrieb und die Instandhaltung.

Vorteile der Anwendung der DIN EN ISO 12006-2

Die Anwendung der DIN EN ISO 12006-2 bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere im Hinblick auf die Standardisierung und Vereinheitlichung von Daten im Bauwesen. Dazu gehören:

  • Verbesserte Kommunikation: Durch die einheitliche Klassifizierung von Daten wird die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren eines Bauprojekts erheblich erleichtert. Architekten, Ingenieure, Bauunternehmer und Betreiber sprechen dank der Norm eine gemeinsame „Sprache“, was Missverständnisse und Fehler reduziert.
  • Effizienzsteigerung: Die standardisierte Struktur der DIN EN ISO 12006-2 ermöglicht es, Daten effizienter zu verwalten und zu nutzen. Dies führt zu einer besseren Koordination der Bauprozesse und einer schnelleren Entscheidungsfindung.
  • Transparenz über den gesamten Lebenszyklus: Durch die Anwendung der Norm können alle Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg systematisch erfasst und nachverfolgt werden. Dies sorgt für eine hohe Transparenz und Nachvollziehbarkeit, was besonders in den späteren Phasen wie Betrieb und Instandhaltung von Vorteil ist.
  • Harmonisierung von Klassifizierungssystemen: Da die Norm international anerkannt ist, erleichtert sie die Harmonisierung von Klassifizierungssystemen auf lokaler und globaler Ebene. Dies ist besonders relevant für Unternehmen, die in mehreren Ländern tätig sind und ihre Bauprojekte international koordinieren müssen.

Herausforderungen und Überlegungen bei der Anwendung

Obwohl die DIN EN ISO 12006-2 viele Vorteile bietet, gibt es auch Herausforderungen, die bei ihrer Anwendung berücksichtigt werden müssen. Eine dieser Herausforderungen ist die Anpassung der Norm an spezifische lokale Anforderungen und Gegebenheiten. Da die Norm selbst kein vollständiges Klassifizierungssystem bietet, sondern lediglich eine Struktur für dessen Entwicklung, müssen Organisationen in der Lage sein, diese Struktur flexibel auf ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass die Implementierung eines solchen Klassifizierungssystems Zeit und Ressourcen erfordert. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten, von Planern über Bauleiter bis hin zu den Betreibern, entsprechend geschult sind und die Norm korrekt anwenden. Dies erfordert ein gewisses Maß an Investition in Schulung und Weiterbildung, um sicherzustellen, dass die Norm effektiv genutzt wird.

Fazit

Die DIN EN ISO 12006-2 ist eine unverzichtbare Norm für die Organisation und Klassifizierung von Informationen im Bauwesen. Sie bietet eine systematische Struktur, die über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg anwendbar ist und eine verbesserte Kommunikation sowie eine erhöhte Effizienz ermöglicht. Trotz der Herausforderungen, die mit ihrer Anwendung verbunden sind, bietet die Norm eine solide Grundlage für die Entwicklung von Klassifizierungssystemen, die lokal und international harmonisiert werden können. Unternehmen im Bauwesen, die diese Norm anwenden, profitieren von einer verbesserten Transparenz, einer effizienteren Datenverwaltung und einer klaren Kommunikation zwischen allen Beteiligten.

Ausgabedatum: 2020-07
Herausgeber: Beuth Verlag GmbH

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