Bauwesen – Organisation von Daten zu Bauwerken – Teil 3: Struktur für den objektorientierten Informationsaustausch
Einführung in DIN EN ISO 12006-3
Die DIN EN ISO 12006-3 ist eine internationale Norm, die eine zentrale Rolle im Bereich des Building Information Modeling (BIM) spielt. Sie befasst sich mit der Organisation und dem Austausch von Daten, die für die Planung, den Bau und den Betrieb von Bauwerken erforderlich sind. Diese Norm bietet eine strukturierte Grundlage für den objektorientierten Informationsaustausch, indem sie ein sprachenunabhängiges Informationsmodell festlegt, das zur Entwicklung und Pflege von Wörterbüchern genutzt werden kann, die Informationen zu Bauwerken enthalten.
Hintergrund und Bedeutung
Die Norm wurde vom Technischen Komitee ISO/TC 59 „Buildings and civil engineering works“ in Zusammenarbeit mit dem Technischen Komitee CEN/TC 442 „Building Information Modelling (BIM)“ entwickelt. Sie stellt einen wichtigen Schritt in der Standardisierung von Bauwerksinformationen dar und ermöglicht es, verschiedene Klassifikationssysteme, Datenmodelle und Prozessmodelle in einem gemeinsamen Rahmen zu verknüpfen. Dies ist besonders relevant in einem internationalen Kontext, in dem viele Akteure an der Planung und dem Bau eines Projekts beteiligt sind und ein einheitlicher Standard für die Kommunikation und den Datenaustausch unerlässlich ist.
Struktur und Anwendung
Der Kern der DIN EN ISO 12006-3 liegt in der Definition eines sprachenunabhängigen Informationsmodells. Dieses Modell dient als Grundlage für die Erstellung von Wörterbüchern, die zur Speicherung oder Bereitstellung von Informationen über Bauwerke genutzt werden können. Solche Wörterbücher sind entscheidend, um eine konsistente Terminologie und Datenstruktur in allen Phasen des Lebenszyklus eines Bauwerks sicherzustellen, von der Entwurfsphase bis zum Betrieb und zur Instandhaltung.
Die Norm ermöglicht es, dass Informationen über verschiedene Systeme und Modelle hinweg ausgetauscht und verwendet werden können. Sie bietet einen Rahmen, der es ermöglicht, Datenobjekte wie Materialien, Bauteile, Prozesse und Funktionen zu klassifizieren und miteinander zu verknüpfen. Dies erleichtert nicht nur den Austausch von Informationen zwischen verschiedenen Akteuren und Systemen, sondern verbessert auch die Qualität und Konsistenz der Daten.
Vorteile der Norm
Ein zentraler Vorteil der DIN EN ISO 12006-3 ist ihre sprachenunabhängige Struktur. Dadurch wird sichergestellt, dass Informationen unabhängig von der Landessprache der Beteiligten einheitlich interpretiert und genutzt werden können. Dies ist besonders in internationalen Projekten von großer Bedeutung, da es Missverständnisse und Fehler aufgrund unterschiedlicher Sprach- und Begriffswelten minimiert.
Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität, die die Norm bietet. Sie ist nicht an eine bestimmte Technologie oder Software gebunden, was bedeutet, dass sie in einer Vielzahl von Anwendungskontexten genutzt werden kann. Dies macht sie zu einem vielseitigen Werkzeug für alle, die im Bauwesen tätig sind, sei es in der Planung, im Bau oder im Betrieb von Bauwerken.
Implementierung in der Praxis
Die Umsetzung der DIN EN ISO 12006-3 in der Praxis erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren, darunter Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen und Facility Manager. Diese Norm kann als Grundlage für die Entwicklung und Pflege von Datenbanken und Informationssystemen dienen, die eine effiziente Verwaltung und den Austausch von Bauwerksdaten ermöglichen.
Ein Beispiel für die praktische Anwendung der Norm ist die Erstellung eines zentralen Datenmodells für ein Bauprojekt, das alle relevanten Informationen zu Materialien, Bauteilen und Prozessen enthält. Dieses Modell kann dann von allen Beteiligten genutzt werden, um sicherzustellen, dass alle auf derselben Grundlage arbeiten und die Informationen konsistent und aktuell sind.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Trotz ihrer Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Implementierung der DIN EN ISO 12006-3. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, sicherzustellen, dass alle Beteiligten über das notwendige Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um die Norm effektiv zu nutzen. Dies erfordert Schulungen und eine gewisse Umstellung in den Arbeitsprozessen.
Ein weiterer Punkt ist die Notwendigkeit, bestehende Systeme und Prozesse an die Anforderungen der Norm anzupassen. Dies kann zeitaufwändig und kostspielig sein, bietet jedoch langfristig erhebliche Vorteile in Bezug auf Effizienz und Datenqualität.
In der Zukunft könnte die DIN EN ISO 12006-3 eine noch größere Rolle spielen, insbesondere im Zusammenhang mit der fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Vernetzung im Bauwesen. Die Norm könnte auch als Grundlage für die Entwicklung neuer Technologien und Anwendungen dienen, die den Informationsaustausch und die Datenverwaltung weiter verbessern.
Fazit
Die DIN EN ISO 12006-3 ist ein bedeutender Schritt hin zu einer standardisierten und strukturierten Verwaltung von Bauwerksdaten. Sie bietet einen sprachenunabhängigen Rahmen, der es ermöglicht, Informationen über verschiedene Systeme und Modelle hinweg auszutauschen und zu nutzen. Trotz der Herausforderungen bei der Implementierung bietet die Norm erhebliche Vorteile in Bezug auf Effizienz, Konsistenz und Qualität der Bauwerksdaten. In einer zunehmend digitalen und vernetzten Welt wird die Bedeutung dieser Norm voraussichtlich weiter zunehmen.
Ausgabedatum: 2017-04
Herausgeber: Beuth Verlag GmbH