Exchange Requirements (ER)

Definition und Bedeutung

Exchange Requirements (ER), auf Deutsch als Austauschanforderungen bezeichnet, sind zentrale Bestandteile der Bauwerksdatenmodellierung (BIM). Sie legen fest, welche Informationen zu einem bestimmten Zeitpunkt im Verlauf eines Projekts ausgetauscht werden müssen, um einen definierten Geschäftsprozess zu unterstützen. Diese Anforderungen stellen sicher, dass alle relevanten Informationen, die für die Planung, Ausführung und den Betrieb eines Bauwerks notwendig sind, in der richtigen Form und zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sind.

Technische und organisatorische Ausgestaltung

Austauschanforderungen konkretisieren die Anforderungen, die in den Projekt-Informationsanforderungen (PIR) formuliert werden, sowohl auf technischer als auch auf organisatorischer Ebene. Dabei geht es darum, spezifische Informationsbedarfe zu definieren, die von verschiedenen Projektbeteiligten, wie Architekten, Ingenieuren und Bauausführenden, in einem festgelegten Zeitrahmen geliefert werden müssen. Diese Anforderungen dienen als Grundlage für die Informationslieferungen, die auf Basis der Informationsaustausch-Anforderungen (IAA) erstellt werden.

Praxisrelevanz und Verständlichkeit

In der Praxis müssen Austauschanforderungen so formuliert sein, dass sie auch für Endanwender, die möglicherweise keine tiefgehende technische Expertise besitzen, verständlich sind. Dies betrifft insbesondere Architekten, Bauausführende und andere Beteiligte, die in erster Linie mit der praktischen Umsetzung der Planungen befasst sind. Daher beinhalten Austauschanforderungen in der Regel auch eine nichttechnische Beschreibung der erforderlichen Informationen, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Anforderungen korrekt interpretieren und umsetzen können.

Nutzung zur Erstellung einer Model View Definition (MVD)

Ein wesentlicher Aspekt der Austauschanforderungen ist ihre Nutzung zur Erstellung einer Model View Definition (MVD). Die MVD beschreibt in maschinenlesbarer Form, wie die geforderten Informationen in einem digitalen Modell abgebildet werden sollen. Dies ist notwendig, um sicherzustellen, dass die bereitgestellten Daten von Softwarelösungen für die Modellierung oder Modellprüfung direkt genutzt und weiterverarbeitet werden können. Die MVD stellt somit eine Art technische Spezifikation dar, die sicherstellt, dass die Informationsflüsse zwischen verschiedenen Softwaretools und -plattformen reibungslos funktionieren.

Synonyme und Begriffsvarianten in Deutschland

In Deutschland werden Austauschanforderungen häufig unter verschiedenen Synonymen verwendet. Diese Begriffe umfassen unter anderem:

Informationsanforderungen (Information Requirements, IR)

Dieser Begriff wird oft als allgemeiner Oberbegriff verwendet, um die Anforderungen an den Informationsaustausch zu beschreiben.

Informationsaustauschanforderungen (IAA)

Dieser Begriff wird spezifischer verwendet, um die Anforderungen an den Austausch von Informationen zu betonen.

Austausch-Informationsanforderungen (Exchange Information Requirements)

Eine weitere Variante, die insbesondere bei der Übersetzung internationaler Standards und Richtlinien ins Deutsche Verwendung findet.

Es ist wichtig zu beachten, dass bei der Verwendung der Abkürzung AIA (für Austausch-Informationsanforderungen) Verwechslungsgefahr mit dem Begriff „Employer’s Information Requirements“ (EIR) besteht, der auf Deutsch als Auftraggeber-Informationsanforderungen bezeichnet wird.

Bedeutung der Austauschanforderungen im Projektverlauf

Austauschanforderungen sind nicht nur technischer Natur, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Koordination und Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten. Durch klar definierte Anforderungen wird sichergestellt, dass alle Beteiligten dieselben Informationen zur gleichen Zeit und in der gleichen Form erhalten, was die Effizienz und Genauigkeit der Projektabwicklung erheblich steigern kann.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Austauschanforderungen ist ihre Rolle im Qualitätsmanagement eines Projekts. Durch die Definition spezifischer Informationsanforderungen können Fehler und Missverständnisse im Projektverlauf minimiert werden. Dies führt zu einer höheren Qualität der Ergebnisse und kann letztlich dazu beitragen, Projektkosten zu senken und Zeitpläne einzuhalten.

Integration in den BIM-Prozess

Im Rahmen von BIM-Prozessen dienen Austauschanforderungen als ein zentrales Steuerungsinstrument. Sie ermöglichen eine zielgerichtete Steuerung des Informationsflusses und stellen sicher, dass alle relevanten Daten in der benötigten Qualität und zum richtigen Zeitpunkt bereitgestellt werden. Dies ist besonders wichtig in komplexen Projekten, bei denen eine Vielzahl von Akteuren und Softwaretools zum Einsatz kommen.

Die Festlegung von Austauschanforderungen sollte daher in enger Abstimmung mit allen Projektbeteiligten erfolgen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Anforderungen realistisch sind und den Bedürfnissen des Projekts entsprechen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Austauschanforderungen regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um auf Veränderungen im Projektverlauf reagieren zu können.

Schlussbemerkung

Austauschanforderungen (ER) sind ein unverzichtbares Element in der modernen Bauwerksdatenmodellierung (BIM). Sie tragen wesentlich dazu bei, die Kommunikation und den Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Projektbeteiligten zu verbessern und somit den Erfolg eines Projekts zu gewährleisten. Ihre präzise Definition und konsequente Umsetzung sind entscheidend für die Qualität und Effizienz der Projektabwicklung.

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