Definition und Bedeutung
Die Leistungsphase (LPH) bezeichnet spezifische Abschnitte innerhalb der Gesamtleistung eines Architekten oder Ingenieurs bei der Planung und Realisierung von Bauprojekten. Diese Phasen sind in der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) festgelegt und spielen eine entscheidende Rolle bei der Strukturierung und Steuerung von Bauvorhaben.
Gliederung der Leistungsphasen gemäß HOAI
Die HOAI, als gesetzliche Grundlage für die Honorierung von Architekten- und Ingenieurleistungen in Deutschland, unterteilt den Planungs- und Bauprozess in insgesamt neun Leistungsphasen. Jede dieser Phasen ist mit spezifischen Aufgaben verbunden und trägt in einem definierten Umfang zur Ermittlung des Architektenhonorars bei.
Leistungsphase 1: Grundlagenermittlung
Diese Phase bildet den Ausgangspunkt eines jeden Bauprojekts. Hierbei werden die Rahmenbedingungen und die Grundzüge des Projekts untersucht. Dazu gehört die Klärung der Aufgabenstellung, die Analyse der Anforderungen und Wünsche des Bauherrn sowie die Überprüfung des vorgegebenen Kostenrahmens. Ziel dieser Phase ist es, eine fundierte Basis für die weiteren Planungsschritte zu schaffen.
Leistungsphase 2: Vorplanung
Im Anschluss an die Grundlagenermittlung erfolgt die Vorplanung, in der die ersten Entwürfe und Konzepte entwickelt werden. Diese Phase beinhaltet auch eine erste Kostenschätzung, die den Bauherrn über die zu erwartenden finanziellen Aufwendungen informiert. Die Vorplanung dient der Prüfung der Machbarkeit und der Weiterentwicklung der Projektideen.
Leistungsphase 3: Entwurfsplanung
In dieser Phase wird der Vorentwurf konkretisiert. Die Entwurfsplanung stellt die planerische Lösung des Bauvorhabens dar, einschließlich einer detaillierten Kostenberechnung. Hier werden die gestalterischen, funktionalen und technischen Anforderungen in einem umfassenden Entwurf zusammengeführt, der als Grundlage für die Genehmigungsplanung dient.
Leistungsphase 4: Genehmigungsplanung
Diese Phase umfasst die Erstellung der notwendigen Unterlagen für die behördlichen Genehmigungsverfahren. Ziel ist es, die erforderlichen Baugenehmigungen zu erhalten, die eine Voraussetzung für den Beginn der Bauarbeiten darstellen. Die Genehmigungsplanung erfolgt in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden und erfordert eine genaue Kenntnis der bauordnungsrechtlichen Vorgaben.
Leistungsphase 5: Ausführungsplanung
Die Ausführungsplanung präzisiert den Entwurf bis ins Detail. Sie dient der baulichen Umsetzung des Projekts und umfasst alle notwendigen technischen Zeichnungen und Beschreibungen, die für die Ausführung der Bauarbeiten erforderlich sind. Diese Phase erfordert eine enge Abstimmung mit den ausführenden Unternehmen und stellt sicher, dass das Bauvorhaben den Planungen entsprechend realisiert wird.
Leistungsphase 6: Vorbereitung der Vergabe
In dieser Phase werden die Bauleistungen konkretisiert und zur Vergabe vorbereitet. Dazu gehört die Ermittlung der benötigten Mengen sowie die Erstellung von Leistungsverzeichnissen, die eine detaillierte Beschreibung der auszuführenden Arbeiten enthalten. Der Kostenanschlag, der in dieser Phase erstellt wird, dient als Basis für die Angebotsauswertung und die Auswahl der ausführenden Unternehmen.
Leistungsphase 7: Mitwirkung bei der Vergabe
Die Mitwirkung bei der Vergabe umfasst die Koordination des Ausschreibungsverfahrens, die Prüfung und Auswertung der eingegangenen Angebote sowie die Verhandlung und Vergabe der Aufträge. In dieser Phase wird sichergestellt, dass die Vergabe der Bauleistungen transparent und wirtschaftlich erfolgt, um die bestmögliche Umsetzung des Bauprojekts zu gewährleisten.
Leistungsphase 8: Objektüberwachung
Die Objektüberwachung, auch als Bauüberwachung bekannt, ist eine zentrale Aufgabe während der Bauphase. Sie umfasst die Überwachung der Bauausführung auf Übereinstimmung mit den genehmigten Planungen, die Koordination der beteiligten Unternehmen und die Dokumentation des Baufortschritts. Diese Phase endet mit der Abnahme des Bauwerks und der Übergabe an den Bauherrn.
Leistungsphase 9: Objektbetreuung
Die letzte Phase umfasst die Betreuung des Bauwerks nach der Fertigstellung. Hierzu gehört insbesondere die Überwachung der Mängelbeseitigung während der Gewährleistungsfrist sowie die Beratung des Bauherrn hinsichtlich der Instandhaltung und Wartung des Bauwerks. Ziel dieser Phase ist es, die langfristige Funktionstüchtigkeit und Werthaltigkeit des Bauwerks sicherzustellen.
Praxisrelevanz und Erweiterungen der Leistungsphasen
In der Praxis weichen die Inhalte und Schwerpunkte der Leistungsphasen teilweise von der strengen Definition der HOAI ab. So werden oft zusätzliche Phasen wie die Bedarfsplanung (LPH 0) oder die Werkplanung (LPH 5) hinzugefügt, um den spezifischen Anforderungen eines Projekts gerecht zu werden. Diese Erweiterungen erlauben eine flexiblere Anpassung des Planungsprozesses an die individuellen Bedürfnisse eines Bauprojekts.
Die Bedarfsplanung, die häufig als LPH 0 bezeichnet wird, geht der eigentlichen Grundlagenermittlung voraus und befasst sich mit der Ermittlung und Analyse des konkreten Bedarfs des Bauherrn. Hierbei werden die Zielsetzungen des Projekts präzisiert und die Rahmenbedingungen festgelegt, die in den weiteren Leistungsphasen berücksichtigt werden.
Die Werkplanung, die häufig als Teil der Ausführungsplanung betrachtet wird, beinhaltet die detaillierte Durcharbeitung des Bauwerks bis ins letzte Detail. Dies umfasst insbesondere die Erstellung von Werk- und Detailzeichnungen, die als Grundlage für die handwerkliche Ausführung dienen. Die Werkplanung stellt sicher, dass alle technischen und gestalterischen Anforderungen des Bauprojekts präzise umgesetzt werden.
Fazit
Die Leistungsphasen sind ein unverzichtbares Instrument zur Strukturierung und Steuerung von Bauvorhaben. Sie bieten eine klare Gliederung des Planungsprozesses und schaffen Transparenz in der Zusammenarbeit zwischen Architekten, Ingenieuren und Bauherren. Durch die präzise Definition der einzelnen Phasen trägt die HOAI dazu bei, die Qualität und Wirtschaftlichkeit von Bauprojekten zu sichern und eine verlässliche Basis für die Honorarermittlung zu schaffen. Die Praxis zeigt jedoch, dass eine flexible Anpassung und Erweiterung der Leistungsphasen an die spezifischen Anforderungen eines Projekts oft notwendig ist, um optimale Ergebnisse zu erzielen.