Level of Development (LOD)

Einführung

Der Begriff „Level of Development“ (LOD), auf Deutsch auch als „Fertigstellungsgrad“ oder „Modelldetaillierungsgrad“ bezeichnet, spielt eine zentrale Rolle im Bereich der Bauwerksdatenmodellierung (Building Information Modeling, kurz BIM). LOD definiert den Grad an Präzision und Detailtiefe, die ein digitales Modell eines Bauwerks zu einem bestimmten Zeitpunkt und in einer bestimmten Phase des Projekts aufweisen sollte. Es dient als verbindlicher Maßstab für alle Projektbeteiligten, um sicherzustellen, dass das Modell in jedem Schritt des Projekts den erforderlichen Detaillierungsgrad erreicht und verlässliche Informationen bietet.

Definition und Bestandteile des LOD

Der Level of Development setzt sich aus zwei wesentlichen Komponenten zusammen:

  • Level of Geometry (LOG): Dies beschreibt die geometrische Detailtiefe der Bauteile im Modell. Es umfasst die physische Darstellung der Objekte und gibt an, wie genau die geometrische Form eines Bauteils im Modell abgebildet ist.
  • Level of Information (LOI): Dies bezieht sich auf die nicht-geometrischen Informationen, die mit den Bauteilen im Modell verknüpft sind. Dazu gehören beispielsweise Materialangaben, technische Spezifikationen, Kostenschätzungen oder Herstellungsinformationen.

Das Zusammenspiel von LOG und LOI bestimmt den gesamten LOD. Während der LOG sicherstellt, dass die geometrische Darstellung den Anforderungen entspricht, garantiert der LOI, dass die hinterlegten Daten die benötigte Informationsdichte und Verlässlichkeit aufweisen.

Die fünf Stufen des LOD

Das American Institute of Architects (AIA) hat den LOD in fünf verschiedene Stufen unterteilt, die von LOD 100 bis LOD 500 reichen. Jede dieser Stufen stellt eine spezifische Entwicklungsstufe des Modells dar und hilft dabei, den Fortschritt und die Genauigkeit des BIM-Modells systematisch zu erfassen und zu bewerten.

LOD 100

Konzeptuelle Darstellung: Auf dieser Stufe wird das Modell lediglich konzeptionell dargestellt. Die geometrische Darstellung der Bauteile ist sehr schematisch und vereinfacht. Zum Beispiel könnte ein Raum als einfacher Würfel dargestellt werden, ohne Berücksichtigung von Details wie Türen oder Fenster. Die zugrunde liegenden Informationen basieren auf groben Schätzungen und Annahmen und sind in dieser Phase nicht belastbar genug für präzise Berechnungen oder detaillierte Planungen.

LOD 200

Allgemeine Darstellung: Das Modell enthält jetzt eine allgemeinere geometrische Darstellung der Bauteile, bei der grundlegende Formen und Abmessungen berücksichtigt werden. Objekte werden als generische Formen mit ungefähren Größen und Positionen dargestellt. Die hinterlegten Informationen sind spezifischer als bei LOD 100, bleiben aber weiterhin Schätzwerte. Beispielsweise könnten Wände die erwartete Dicke und das ungefähre Material zeigen, jedoch ohne detaillierte Angaben zur Materialzusammensetzung.

LOD 300

Präzise Darstellung: Bei LOD 300 sind die geometrischen Darstellungen detaillierter und repräsentieren reale Abmessungen, Formen und Standorte der Bauteile. Die Objekte im Modell sind in ihrer endgültigen Form und Position dargestellt. Die Informationen sind präzise genug, um für Ausführungspläne und Baubeschreibungen verwendet zu werden. Diese Stufe wird häufig für Genehmigungsplanungen herangezogen und ist ein entscheidender Schritt in der Projektplanung.

LOD 350

Erweiterte Darstellung: Zusätzlich zu den Anforderungen von LOD 300 umfasst LOD 350 auch die Darstellung der Schnittstellen zwischen den Bauteilen und deren Interaktionen. Dies schließt beispielsweise die Darstellung von Verbindungen und Befestigungselementen ein. Diese Stufe ermöglicht eine detaillierte Bauplanung und Koordination und berücksichtigt auch Bauabläufe und Logistik.

LOD 400

Ausführungsreife Darstellung: LOD 400 stellt die Bauteile in ihrer endgültigen Form dar, einschließlich aller Details, die für die Fertigung und den Bau notwendig sind. Dazu gehören präzise Maßangaben, spezifische Materialien, Herstellungsdetails und Produktinformationen. Diese Stufe wird üblicherweise für die tatsächliche Herstellung und Montage der Bauteile verwendet.

LOD 500

As-Built-Darstellung: LOD 500 repräsentiert das Bauwerk in seinem realen Zustand nach der Fertigstellung. Die geometrische Darstellung und alle hinterlegten Informationen entsprechen dem fertigen Bauwerk. Diese Stufe wird für die Übergabe an den Bauherrn, für Wartungs- und Instandhaltungszwecke sowie für die Lebenszyklusbetrachtung des Bauwerks verwendet.

Anwendung und Bedeutung des LOD

Der LOD ist von grundlegender Bedeutung in BIM-Projekten, da er als Standard dient, der es allen Projektbeteiligten ermöglicht, den gewünschten Detaillierungsgrad eines Modells in jeder Projektphase klar zu definieren. Dies gewährleistet eine einheitliche Kommunikation und vermeidet Missverständnisse hinsichtlich der Modellanforderungen.

Projektphasen: Der LOD ändert sich naturgemäß im Verlauf eines Projekts. In den frühen Phasen, wie der Konzeptplanung, ist ein niedriger LOD ausreichend. Mit dem Fortschreiten des Projekts und dem Übergang in die Ausführungsplanung und Bauausführung steigt der benötigte LOD, um den höheren Anforderungen an Präzision und Detailgenauigkeit gerecht zu werden.

Gewerke: Unterschiedliche Gewerke innerhalb eines Projekts können auf unterschiedlichen LOD-Stufen arbeiten. Dies ist besonders in den frühen Planungsphasen häufig der Fall, wenn beispielsweise die Struktur bereits detailliert auf LOD 300 geplant ist, während die Haustechnik möglicherweise noch auf LOD 200 bleibt.

LOD in der Praxis: Anforderungen und Festlegungen

In der Praxis wird der LOD vom Auftraggeber (AG) definiert und in den Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) festgelegt. Diese Anforderungen bestimmen, welcher Detaillierungsgrad für welche Projektphase erforderlich ist. Der BIM-Abwicklungsplan (BAP) konkretisiert dann projektspezifisch, welche LOD-Stufen für welche Gewerke und in welchen Phasen anzuwenden sind.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der LOD nicht nur die Detailgenauigkeit des Modells beschreibt, sondern auch eine Aussage darüber trifft, wie belastbar die Informationen sind, die das Modell liefert. Dies ist entscheidend, um Risiken im Projektverlauf zu minimieren und die Qualität der Planungs- und Bauprozesse zu sichern.

Fazit

Der Level of Development (LOD) ist ein wesentliches Element im Bereich der Bauwerksdatenmodellierung (BIM). Er stellt sicher, dass das digitale Modell eines Bauwerks in jeder Phase des Projekts den erforderlichen Detaillierungsgrad erreicht und dass die hinterlegten Informationen präzise und verlässlich sind. Durch die strukturierte Einteilung in die Stufen LOD 100 bis LOD 500 ermöglicht der LOD eine klare und einheitliche Abstimmung zwischen allen Beteiligten und trägt wesentlich zur Effizienzsteigerung und Qualitätssicherung im Bauprozess bei.

In einer Zeit, in der digitale Werkzeuge und Methoden immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist der LOD ein unverzichtbares Instrument, um die Komplexität moderner Bauprojekte zu bewältigen und eine reibungslose Zusammenarbeit über alle Phasen hinweg zu gewährleisten.

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