Level of Information Need (LOIN)

Definition LOIN

Der Begriff Level of Information Need (LOIN) beschreibt einen entscheidenden Aspekt im Kontext der Bauwerksdatenmodellierung (BIM). Auf Deutsch als Informationsbedarfstiefe bekannt, stellt LOIN die Anforderungen des Auftraggebers an die im Modell zu liefernden Informationen in den Mittelpunkt. Dieser Begriff umfasst die präzise Spezifizierung der Informationen, die für ein bestimmtes Projekt benötigt werden, sowie die Festlegung des erforderlichen Detailgrades und der Übergabeformate.

Hintergrund und Relevanz

In der Praxis der Bauwerksdatenmodellierung geht es nicht nur darum, Daten zu erzeugen, sondern auch darum, die richtigen Daten zur richtigen Zeit an die richtigen Akteure zu liefern. Hierbei spielt LOIN eine zentrale Rolle. Während das Level of Development (LOD) den Detailgrad eines Modells aus der Perspektive des Erstellers beschreibt, bezieht sich LOIN auf die Perspektive des Auftraggebers und dessen spezifische Anforderungen.

LOIN definiert, welche Informationen zu bestimmten Zeitpunkten in einem Projekt notwendig sind und wie detailliert diese sein müssen. Diese Spezifikation ermöglicht es, die Informationsflut zu begrenzen und sicherzustellen, dass nur die wirklich benötigten Daten bereitgestellt werden. Dies ist besonders wichtig, um Effizienz und Kosteneffektivität zu gewährleisten, da überflüssige Informationen nicht nur den Modellierungsprozess verlangsamen, sondern auch die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen den Projektbeteiligten erschweren können.

Komponenten des LOIN

Der Level of Information Need besteht aus mehreren wesentlichen Komponenten, die zusammen die Informationsanforderungen eines Projekts definieren:

Geometrische Detaillierung

Dies bezieht sich auf den Detailgrad der geometrischen Darstellung von Bauteilen im Modell. Je nach Projektphase und Anforderung kann dieser Detailgrad variieren, von groben Massenmodellen bis hin zu hochdetaillierten Komponenten.

Nicht-geometrische Informationen

Neben der geometrischen Detaillierung umfasst LOIN auch die Angabe nicht-geometrischer Daten, wie z. B. Materialien, Kosten, technische Spezifikationen oder Lebenszyklusanalyse-Daten. Diese Informationen sind oft entscheidend für die Planung, Ausführung und den Betrieb eines Bauwerks.

Format und Art der Übergabe

LOIN spezifiziert auch, in welchen Formaten und auf welche Weise die Informationen übergeben werden sollen. Dies kann von traditionellen 2D-Zeichnungen bis hin zu komplexen digitalen Modellen reichen. Wichtig ist dabei, dass das gewählte Format den Anforderungen des Auftraggebers entspricht und in dessen Systemumgebung reibungslos integriert werden kann.

Zeitliche Abfolge und Meilensteine

Der LOIN legt fest, zu welchem Zeitpunkt bestimmte Informationen bereitgestellt werden müssen. Dies ist besonders wichtig für die Planung und Kontrolle von Projekten, da es sicherstellt, dass relevante Daten rechtzeitig zur Verfügung stehen, um Entscheidungsprozesse zu unterstützen.

Zweck der Informationsanforderung

Ein weiterer wichtiger Aspekt des LOIN ist die Definition des Zwecks, für den die Informationen benötigt werden. Je nach Anwendungsfall (z. B. Planung, Bau, Betrieb, Wartung) können die Anforderungen an die Informationsqualität und -quantität stark variieren. Ein klarer Zweck hilft, die Informationsanforderungen präzise zu formulieren und unnötige Datenlieferungen zu vermeiden.

LOIN in der Praxis

In der Praxis wird LOIN häufig im Rahmen der Austauschanforderungen (Exchange Information Requirements, EIR) festgelegt, die Teil des Projektauftrags sind. Diese Anforderungen werden in enger Abstimmung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer definiert und stellen sicher, dass die gelieferten Informationen den Bedürfnissen des Projekts entsprechen.

Ein praktisches Beispiel: Ein Auftraggeber plant den Bau eines Bürogebäudes und benötigt hierfür ein detailliertes 3D-Modell. Im frühen Stadium des Projekts, während der Planungsphase, könnte der LOIN vorsehen, dass nur grobe Geometrien und grundlegende Materialangaben erforderlich sind. In späteren Phasen, etwa während der Ausführung, könnte der LOIN hingegen sehr detaillierte Informationen verlangen, etwa zur genauen Positionierung von Bauteilen, spezifischen Materialeigenschaften und genauen Kostenschätzungen.

Normative Grundlagen und Standardisierung

Die Definition und Anwendung des LOIN ist in verschiedenen Normen festgelegt, um eine einheitliche und nachvollziehbare Anwendung im Bauwesen zu gewährleisten. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die DIN EN 17412-1, die spezifische Leitlinien für die Festlegung des Informationsbedarfs in BIM-Projekten bietet. Diese Norm stellt sicher, dass die Anforderungen an den Informationsgehalt transparent und für alle Beteiligten klar verständlich sind.

DIN EN 17412-1 definiert den LOIN als ein Instrument, das es ermöglicht, den Informationsgehalt eines BIM-Modells in Bezug auf die Anforderungen des Auftraggebers zu steuern. Sie beschreibt detailliert, wie der Informationsbedarf in verschiedenen Projektphasen festgelegt und dokumentiert werden soll. Diese Standardisierung hilft, Missverständnisse und Fehlkommunikationen zu vermeiden und trägt zur reibungslosen Abwicklung von Projekten bei.

Vorteile und Herausforderungen

Der gezielte Einsatz von LOIN bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Durch die klare Definition der Informationsanforderungen können unnötige Arbeiten vermieden und Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Zudem fördert LOIN die Qualität der bereitgestellten Informationen, da durch die präzise Festlegung von Anforderungen mögliche Fehlerquellen minimiert werden.

Dennoch gibt es auch Herausforderungen bei der Implementierung von LOIN. Die genaue Spezifizierung des Informationsbedarfs erfordert ein tiefes Verständnis der Projektanforderungen sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Zudem kann die detaillierte Festlegung der Anforderungen in frühen Projektphasen zeitaufwändig sein, was jedoch durch die langfristigen Vorteile in der Projektdurchführung aufgewogen wird.

Fazit

Der Level of Information Need (LOIN) ist ein zentrales Konzept im BIM-Prozess, das die spezifischen Anforderungen des Auftraggebers an den Informationsgehalt eines Modells definiert. Durch die präzise Festlegung von geometrischen und nicht-geometrischen Daten sowie der Übergabeformate und Zeitpunkte stellt LOIN sicher, dass nur die wirklich benötigten Informationen geliefert werden. Dies führt zu einer höheren Effizienz und Qualität in der Projektabwicklung und trägt zur erfolgreichen Umsetzung von Bauprojekten bei.

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