Publicly Available Specification (PAS)

Was ist Publicly Available Specification (PAS)?

Eine Publicly Available Specification (PAS), zu Deutsch „Öffentlich verfügbare Spezifikation“, ist ein flexibles Normungsdokument, das vor allem in technikintensiven Branchen und schnelllebigen Märkten Anwendung findet. Dieses Dokument bietet eine strukturierte Grundlage für die Entwicklung und Anwendung von Technologien, Prozessen und Produkten, die sich schnell etablieren müssen, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Im Folgenden wird erläutert, was eine PAS ist, wie sie erstellt wird und welche Rolle sie in der Standardisierung spielt.

Was ist eine Publicly Available Specification (PAS)?

Eine Publicly Available Specification (PAS) ist eine Art von Spezifikation, die entwickelt wurde, um eine Brücke zwischen technologischem Fortschritt und formalen Normen zu schlagen. Im Gegensatz zu traditionellen Normen, die durch aufwendige und oft langwierige Prozesse zustande kommen, ermöglicht eine PAS eine schnellere Veröffentlichung. Das Hauptziel einer PAS besteht darin, dringende Marktbedürfnisse zu adressieren und schneller als traditionelle Normen Standards zu setzen.

Merkmale einer PAS

Eine PAS hat folgende Merkmale:

  • Zeitnahe Veröffentlichung: Die Entwicklung einer PAS erfolgt in der Regel innerhalb weniger Monate. Bereits sechs Wochen nach dem Einreichen des endgültigen Textes kann die Veröffentlichung durch das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) erfolgen. Zum Vergleich: Der Prozess zur Entwicklung einer vollständigen Norm kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
  • Kein gesellschaftlicher Konsens erforderlich: Im Gegensatz zu Normen, bei denen ein gesellschaftlicher Konsens angestrebt wird, basiert eine PAS auf der Übereinkunft der Verfasser. Sie wird nicht durch einen umfassenden Konsensprozess legitimiert, sondern durch die Fachkompetenz und die Zustimmung der beteiligten Experten und Organisationen.
  • Verantwortung der Verfasser: Während bei einer formalen Norm das DIN die Verantwortung für den Inhalt trägt, liegt die Verantwortung für den Inhalt einer PAS vollständig bei den Verfassern. Dies ermöglicht mehr Flexibilität und Unabhängigkeit, da weniger formale Abstimmungsverfahren notwendig sind.
  • Zielgerichtet und flexibel: Eine PAS ist darauf ausgelegt, spezifische und oft dringende Anforderungen eines Marktes zu erfüllen. Sie ist flexibel genug, um schnell angepasst oder durch weiterentwickelte Spezifikationen, wie die DIN SPEC, ersetzt zu werden.

Entwicklung und Veröffentlichung einer PAS

Die Entwicklung einer PAS folgt einem strukturierten, aber beschleunigten Prozess, um den Anforderungen der Marktdynamik gerecht zu werden. Dieser Prozess wird durch das DIN unterstützt, das als Plattform für die Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen dient.

  • Initiierung: Der Prozess beginnt mit der Identifikation eines Bedarfs durch eine oder mehrere Interessengruppen. Diese Gruppen, die aus Industrie, Forschung, Verbänden oder öffentlichen Einrichtungen bestehen können, reichen einen Vorschlag für eine PAS ein. Dieser Vorschlag sollte eine klare Problemstellung und eine Beschreibung der beabsichtigten Spezifikation enthalten.
  • Erstellung des Entwurfs: Nachdem der Vorschlag angenommen wurde, wird ein Entwurf erstellt. Dieser Entwurf wird in einem kleinen Expertenkreis diskutiert und verfeinert. Die Teilnehmer dieses Prozesses sind in der Regel Fachleute und Organisationen, die direkt von der Spezifikation betroffen sind oder besonderes Interesse an der Entwicklung des Themas haben.
  • Öffentliche Konsultation: In einigen Fällen kann eine öffentliche Konsultation stattfinden, um breiteres Feedback zu sammeln. Diese Konsultation ist jedoch weniger umfangreich als bei einer traditionellen Norm und zielt darauf ab, spezifische, praxisrelevante Rückmeldungen einzuholen.
  • Verabschiedung und Veröffentlichung: Nach Abschluss der Entwurfsphase und eventueller Konsultation wird der endgültige Text der PAS eingereicht und vom DIN veröffentlicht. Die Veröffentlichung erfolgt in der Regel innerhalb von sechs Wochen nach Einreichung des finalen Textes.

Unterschiede zwischen einer PAS und einer DIN-Norm

Obwohl eine PAS und eine DIN-Norm ähnliche Ziele verfolgen, nämlich die Förderung der Standardisierung und die Unterstützung von Innovation und Marktentwicklung, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den beiden:

  • Entwicklungsgeschwindigkeit: Eine PAS wird deutlich schneller entwickelt und veröffentlicht als eine DIN-Norm. Die schnelle Veröffentlichung ermöglicht es, kurzfristige Marktbedürfnisse zu erfüllen und technologischen Wandel zu begleiten.
  • Konsensanforderung: Eine DIN-Norm erfordert die Erreichung eines gesellschaftlichen Konsenses und durchläuft daher umfangreiche Abstimmungs- und Prüfverfahren. Eine PAS hingegen basiert auf der Übereinkunft der Verfasser und benötigt keinen breiten gesellschaftlichen Konsens.
  • Verantwortung für den Inhalt: Bei einer DIN-Norm übernimmt das DIN die Verantwortung für den Inhalt und stellt sicher, dass dieser den anerkannten Stand der Technik widerspiegelt. Im Falle einer PAS liegt die Verantwortung bei den Verfassern, die häufig Experten aus der Industrie oder Forschungseinrichtungen sind.
  • Kosten und Aufwand: Die Entwicklung einer PAS ist in der Regel kostengünstiger und weniger aufwendig als die Entwicklung einer DIN-Norm. Dies liegt daran, dass weniger Akteure beteiligt sind und die Abstimmungsverfahren vereinfacht sind.

Die Rolle der PAS im Kontext der Standardisierung

Die Einführung von PAS hat die Standardisierungsprozesse in vielen Bereichen, insbesondere im Technologiebereich, verändert. Sie bieten eine flexible und schnelle Alternative zu traditionellen Normen und ermöglichen es der Industrie, auf dringende Marktanforderungen zu reagieren, ohne den langwierigen Prozess einer formalen Normung abzuwarten.

Ein Beispiel für die erfolgreiche Anwendung von PAS sind die frühen Standards für das Internet der Dinge (IoT). Hier konnten PAS schnell und zielgerichtet festlegen, welche Protokolle und Schnittstellen für die Kommunikation zwischen Geräten verwendet werden sollten, lange bevor eine formale Norm etabliert wurde.

Der Übergang zu DIN SPEC

Seit 2009 werden PAS zunehmend durch sogenannte DIN SPEC abgelöst. Eine DIN SPEC ist im Wesentlichen eine Weiterentwicklung des PAS-Konzepts, mit dem Ziel, noch mehr Flexibilität und Reaktionsfähigkeit auf die Bedürfnisse der Industrie zu bieten.

Unterschiede zwischen PAS und DIN SPEC

  • Formalisierung und Überprüfung: Obwohl auch eine DIN SPEC schnell entwickelt wird und keinen gesellschaftlichen Konsens erfordert, unterliegt sie einem formalisierten Überprüfungsprozess, der sicherstellt, dass die Spezifikation den Grundsätzen der DIN entspricht.
  • Lebensdauer und Gültigkeit: Eine DIN SPEC hat oft eine klar definierte Gültigkeitsdauer und wird regelmäßig überprüft, um ihre Relevanz sicherzustellen. PAS hingegen werden aufrechterhalten, bis sie entweder durch eine neue Spezifikation ersetzt oder offiziell zurückgezogen werden.
  • Marktrelevanz und Akzeptanz: DIN SPEC haben tendenziell eine höhere Akzeptanz und Marktrelevanz, da sie als offizielle Publikationen des DIN gelten und durch die breite Beteiligung der Stakeholder mehr Vertrauen genießen.

Zukunftsperspektiven der PAS

Trotz der zunehmenden Verbreitung von DIN SPEC bleiben PAS ein wertvolles Instrument zur Förderung von Innovation und schnellen Marktanpassungen. In Branchen, die sich durch hohe Innovationsraten und schnelle technologische Entwicklungen auszeichnen, wird die Bedeutung von PAS als schnelle und flexible Lösung zur Standardisierung voraussichtlich weiter steigen.

Die Rolle von PAS könnte sich zukünftig auch auf neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien oder digitale Gesundheitslösungen erstrecken. In diesen Bereichen ist es entscheidend, schnell auf neue Entwicklungen zu reagieren, um die Akzeptanz von Innovationen zu fördern und die Implementierung neuer Technologien zu unterstützen.

Fazit: Die Bedeutung von Publicly Available Specifications (PAS)

Publicly Available Specifications (PAS) bieten eine wichtige Ergänzung zum traditionellen Normungsprozess, indem sie schnelle, flexible und gezielte Lösungen für spezifische Marktanforderungen bereitstellen. Sie ermöglichen es, technologische Innovationen zu unterstützen und Märkte effizienter zu regulieren, ohne den langen Weg der traditionellen Normung gehen zu müssen.

Mit der Einführung von DIN SPEC wurde die Flexibilität und Schnelligkeit dieser Spezifikationen weiter verbessert. Dennoch bleiben PAS ein unverzichtbares Werkzeug in der Standardisierungslandschaft, insbesondere in dynamischen und technologiegetriebenen Branchen.

Nach oben scrollen